Das Leben am Arbeitsplatz ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Kein Wunder, dass die Diagnose eines chronischen Nierenversagens besonders Personen, die mitten im Berufsleben stehen, hart treffen kann. Aber Kopf hoch! Nierenschwäche oder Dialyse bedeuten nämlich nicht, dass du keinen Job mehr ausüben kannst.
Was ändert sich in meinem Körper bei Nierenversagen?
Beim chronischen Nierenversagen nimmt die Funktionsfähigkeit deiner Nieren ab, wodurch die Konzentration harnpflichtiger Substanzen in deinem Blut ansteigt. Stoffe, die normalerweise über deine Nieren ausgeschieden werden, stauen sich also im Körper an. Deine Nieren können durch verschiedene Ursachen geschädigt werden. Zu diesen zählen Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes), Bluthochdruck, entzündliche Prozesse, und diverse andere Erkrankungen. Erste Anzeichen einer Verschlechterung der Nierenfunktion sind beispielsweise ein neu aufgetretener Bluthochdruck, eine Blutarmut oder eine Harnvergiftung. Die damit verbundenen, spürbaren Anzeichen sind zum Beispiel eine Abnahme der körperlichen Belastbarkeit, Konzentrations- & Gedächtnisstörungen, sowie Muskel- und Knochenschmerzen, die auch einen Einfluss auf das Ausüben deines Berufs haben können.
Kann ich trotz Dialyse weiterhin arbeiten?
Ja - in den meisten Fällen kannst du auch trotz der Dialysepflicht, zumindest in Teilzeit deinen Beruf weiterhin ausüben. Wichtig ist, dass du im Fall der Hämodialyse, deine Dialysezeiten mit den Arbeitszeiten vereinbaren kannst und deinem Körper auch die notwendige Ruhe gibst, sich von der Dialyse zu erholen. Gehe am besten frühzeitig auf deinen Arbeitgeber zu und vereinbare mit ihm die Reduktion deiner Arbeitszeiten. Er wird bestimmt dazu bereit sein, dich bestmöglich zu unterstützen.
Bei den gesundheitlichen Herausforderungen durch die Dialyse können ein gesunder Arbeitsrhythmus und der Austausch mit deinen Kolleg:innen außerdem ein positiver Faktor sein und dir mehr Energie für deinen Alltag liefern. Deinen individuellen Fall musst du jedoch mit deinem Dialyseteam und deinem Arbeitgeber besprechen. Falls du die Möglichkeit und Kraft hast, trotz der Dialyse zu arbeiten, ist das auf jeden Fall einen Versuch wert.
Wie funktioniert das, dass ich trotzdem noch arbeiten kann?
Je nachdem, welche Art der Dialyse du machst, gibt es verschiedene Möglichkeiten zu arbeiten. Beachte aber, dass jeder Fall individuell betrachtet und besprochen werden muss. Das bedeutet konkret, dass nur du für dich entscheiden kannst, ob und wie viel du an der Dialyse arbeitest. Entscheidend ist hier dein eigenes Gefühl, also schaue dabei stets, dass du dich selbst wohl damit fühlst.
Arbeit & Hämodialyse (HD)
Nach der Hämodialyse kann das Befinden von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Die einen fühlen sich direkt nach der Behandlung fit und leistungsfähig und können direkt am Dialysetag arbeiten. Bei den anderen fällt der Blutdruck ab, sie sind schlapp und leiden unter Übelkeit. Deshalb empfiehlt es sich bei manchen nur an dialysefreien Tagen oder vor der Dialyse zu arbeiten.
Die meisten Dialysezentren haben zwei, manchmal sogar drei Schichten pro Tag. Je nachdem, wie es dir vor und nach der Dialyse geht, kannst du mit deinem Dialyseteam besprechen, was für dich die beste Schicht wäre. Wenn du am frühen Morgen dialysierst, kannst du bei gutem Befinden beispielsweise ab nachmittags arbeiten. Du kannst aber natürlich das Ganze auch umdrehen und am Vormittag arbeiten, bevor du am Spätnachmittag zur Dialyse gehst.
Ist dein aktueller Zustand stabil, besteht für dich zudem die Option einer Nachtdialyse. Das hat auch andere Vorteile, da durch eine längere Dialysedauer über die Nacht hinweg bessere Ergebnisse erzielt werden können. Sprich am besten mit deinem behandelnden Arzt, welche der möglichen Optionen sich für dich am besten eignet und ob die Nachtdialyse in deinem Zentrum angeboten wird.
Auch kannst du mit deinem Arzt besprechen, ob eine Heimhämodialyse (HHD) für dich in Frage kommt. Diese hat den Vorteil, dass du die Dialysebehandlung selbständig mit einem Dialysegerät von zu Hause aus durchführen kannst. Dadurch sparst du dir die Zeit der Fahrt ins Dialysezentrum und bist wesentlich flexibler.
Arbeit & Peritonealdialyse (PD)
Den Beutelwechsel bei der Peritonealdialyse kannst du theoretisch an jedem sehr sauberen, geschützten Ort machen. Wenn es bei dir am Arbeitsplatz einen solchen Ort gibt, kannst du deinen Beutel problemlos während deiner Arbeitszeit wechseln. Der Beutelwechsel dauert bei geübten Personen ca. 15-20 Minuten. Achte währenddessen darauf, keine oder nur leichte Bürotätigkeiten, wie Telefongespräche oder Arbeiten am PC auszuüben.
Über den Berufsalltag mit der Peritonealdialyse haben wir in einer unserer Podcastfolgen mit Carola gesprochen. Sie macht seit zwei Jahren PD und geht weiterhin in ihrem bisherigen Job ganz normal arbeiten. Falls dich interessiert wie genau das aussieht, höre dir die Folge gerne an!
Sind Geschäftsreisen bei Dialyse möglich?
Du kannst übrigens auch mit Dialyse weiterhin Geschäftsreisen wahrnehmen. Voraussetzung dafür muss jedoch sein, dass es an deinem Zielort eine Dialyse gibt, bei der du deine Behandlung wie gewohnt durchführen kannst. Nach einer passenden Dialyse kannst du beispielsweise über die Mizu App suchen, dort werden dir auch direkt die Kontaktdaten deiner präferierten Dialysezentren anzeigt. Auch die Peritonealdialyse (PD) ist auf Geschäftsreisen möglich. Dabei musst du nur darauf achten, dass du alle dafür benötigten Materialien mitnimmst.
Welche Berufe sind für die Dialyse ungeeignet?
Sofern du die Möglichkeit hast, auch als dialysepflichtige Person weiterhin zu arbeiten, solltest du stets auf deinen Shunt Gefäßzugang Acht geben. Das Beachten einiger Punkte bei der Suche nach dem geeigneten Arbeitsplatz kann dir dabei schon helfen:
- Vermeide schwere körperliche Tätigkeiten
- Meide Wechsel- und Nachtschichten
- Suche dir einen Arbeitsplatz ohne Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen, Staub und Gase oder Zugluft
- Halte Abstand von einer Tätigkeit mit großem Zeitdruck oder Akkordarbeit
Außerdem ist es logischerweise von Vorteil, wenn Wohnung, Arbeitsplatz und Dialysezentrum nicht zu weit voneinander entfernt sind.
Was muss ich mit meinem Dialysezentrum besprechen, wenn ich arbeiten möchte?
Mit deinem Dialyseteam solltest du vor allem über deine persönlichen Bedürfnisse sprechen. Das bedeutet, dass du zum Beispiel mit deinem Ärzteteam besprechen solltest, welche Tage und Schicht für dich die beste Lebensqualität hergeben würden und mit deinem Arbeitsalltag optimal vereinbar sind.
Dein Dialyseteam kann mit dir außerdem noch einmal genau durchdenken, worauf du beim Ausüben deines konkreten Berufs am besten beachten solltest! So bist du bestens trotz Dialyse vorbereitet.
Was muss ich mit meinem Arbeitgeber besprechen, wenn ich dialysiere?
Als erstes solltest du mit deinem Arbeitgeber über deine Arbeitszeiten sprechen. Je nachdem, was für dich am besten geeignet ist, kannst du diese entweder individuell oder durch ein Teilzeitmodell anpassen lassen. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, ob du Hämodialyse oder Peritonealdialyse machst.
Du solltest mit deinem Arbeitgeber außerdem über mögliche Krankenhausaufenthalte und das Thema Transplantation sprechen. So wissen sowohl du als auch dein Arbeitgeber genau, wie ihr in den unterschiedlichen Situationen agiert und was auf euch zukommt. Auch sind bereits viele Themen zu diesen Ausnahmefällen bereits gesetzlich geregelt.
Bekomme ich finanzielle Unterstützung, wenn ich wegen Dialyse weniger arbeite?
Die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung bei einer Reduktion deiner Arbeitszeit aufgrund der Dialyse besteht grundsätzlich. Eine generelle Aussage darüber, wie viel und ob du in deinem individuellen Fall eine finanzielle Unterstützung bekommst, lässt sich jedoch nicht treffen. Zum Teil ist das auch abhängig von deinem Wohnsitz und von Land zu Land unterschiedlich.
Je nachdem du wohnst und was deine konkrete Situation ist, gibt es außerdem unterschiedliche Hilfsangebote, durch die du dich am besten selbst informierst. Lokale Selbsthilfegruppen oder nationale Organisationen (wie zum Beispiel der Bundesverband Niere in Deutschland) helfen dir dabei, diese Unterstützung besser zu navigieren.