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Der größte Teil des Calciums in deinem Körper liegt nicht in deinem Blut, sondern in deinen Knochen gebunden vor. Hier bildet Calcium gemeinsam mit Phosphat die Grundlage der starken Knochenstruktur. Bei chronischer Nierenkrankheit kann Calcium leicht aus dem Gleichgewicht geraten. In diesem Artikel erfährst du mehr über den Calcium Stoffwechsel und wie du ihn auch bei Nierenkrankheit bestmöglich in Balance hältst.  
Here's what you need to know
Das solltest du wissen
Ecco cosa c'è da sapere
Voici ce qu'il faut savoir
Esto es lo que debe saber
  • Die chronische Nierenkrankheit hat Einfluss auf das komplexe Zusammenspiel zwischen Vitamin D, Parathormon, Calcium und Phosphat, wodurch es häufig zu Calciummangel kommt 

  • Calcium übernimmt viele wichtige Aufgaben in deinem Körper: es fördert die Bildung starker Knochen und Zähne, unterstützt deine Muskeln bei der Kontraktion und Entspannung, Hilft bei der Übertragung von Nervenimpulsen, spielt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung etc.  

  • Niedrige Calciumwerte kannst du durch eine bewusste Ernährung positiv beeinflussen 
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Was genau ist Calcium?  

Mineralstoffe (oder auch Mineralien) sind essenzielle Nährstoffe für unseren Körper. Diese Mineralien zählen zu den Mikronährstoffen. Dein Körper benötigt sie also nur in kleinen Mengen, allerdings kann er nicht auf sie verzichten. Da der Körper sie selbst nicht herstellen kann, müssen wir sie über unsere Nahrung selbst zuführen. Zu wichtigen Mineralstoffen zählen zum Beispiel Eisen, Magnesium oder eben auch Calcium. Dieses findest du in vielen Lebensmitteln.  

Kein Mineralstoff existiert in deinem Körper in so großen Mengen wie Calcium. Der größte Teil des Calciums - genauer gesagt 99 % davon - schwimmt jedoch nicht frei in deiner Blutbahn umher, sondern ist in deinen Knochen gebunden und sorgt dort für Stabilität. Nur 1% des gesamten Calciums innerhalb deines Körpers ist außerhalb des Knochens und nur 0.1 - 0.2 % schwimmt in freier Form oder an Eiweiße gebunden in deinem Blut. Kein Wunder, dass Calcium in deinem Körper also eine Reihe wichtiger Funktionen übernimmt. Zu diesen gehören zum Beispiel:  

  • Bildung starker Knochen und Zähne 
  • Unterstützung deiner Muskeln bei der Kontraktion und Entspannung  
  • Übertragung von Nervenimpulsen  
  • Blutgerinnung  
  • Unterstützung körpereigener Enzyme  

Woher kommt das Calcium in deinem Körper? 

Der Mineralstoff Calcium wird über die Nahrung in deinen Körper aufgenommen. Die Steuerung des Calcium- und des Phosphat-Haushalts in unserem Körper übernehmen vor allem Vitamin D und das Parathormon. Das Parathormon ist wie der Name schon sagt ein Hormon und wird in den Nebenschilddrüsen gebildet.  

Vielleicht hast du noch nie von deinen Nebenschilddrüsen gehört und Parathormon sagt dir erst recht nichts? Kein Wunder, denn die Nebenschilddrüsen sind vier linsengroße Organe. Sie liegen um deine Schilddrüse herum und wiegen alle zusammen nicht einmal 1 Gramm.  

Die Nieren sind bekannt dafür, für Balance von verschiedenen Dingen in deinem Körper zu sorgen. Diese Balance gerät bei chronischer Nierenkrankheit häufig aus dem Gleichgewicht. Das gilt auch für unseren Calcium- und Phosphathaushalt und somit natürlich auch für den Stoffwechsel in deinen Knochen. Da diese zu einem großen Teil aus Calcium bestehen, kann ein lange bestehender Calciummangel zu weniger starken Knochen und sogar Knochenbrüchen führen. Hast du über eine lange Zeit zu viel Calcium kann es zu Verknöcherungen und Verkalkungen in deinem Körper kommen. Diese Verkalkungen können auch an ungewünschten Stellen, wie deinen Blutgefäßen oder im Weichgewebe um deine Gelenke, entstehen. Kurzfristig führt ein zu niedriges Calcium zum Beispiel zu Kribbeln der Haut (oft merkt man das im Mundbereich). Zu hohes Calcium kann rasch zu Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Verstopfungen oder neurologischen Beschwerden wie Müdigkeit bis hin zum Koma führen. 

Warum fehlt Calcium bei chronischer Nierenkrankheit?  

Menschen mit Nierenkrankheit weisen regelmäßig niedrige Calcium Werte auf. Das hat oft mehrere Ursachen, auf die wir hier kurz eingehen werden: 

Weniger aktives Vitamin D  

Vitamin D wird bei einem Menschen mit gesunden Nieren in den Nieren aktiviert. Geht diese Funktion bei chronischer Nierenkrankheit verloren, sinken oft auch die Calcium Werte in deinem Blut. Das liegt daran, dass aktives Vitamin D die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung in deinem Darm steigert. Fehlt diese Funktion, sinken in der Folge auch die Calciumwerte in deinem Blut.  

Mehr Phosphat im Blut 

Außerdem kommt es bei Nierenkrankheit meist auch zu einem Überschuss an Phosphat im Blut. Das liegt oft daran, dass Phosphat in deiner Niere nicht mehr ausreichend aus deinem Blut gefiltert werden kann.  

Leider haben sich Calcium und Phosphat im chemischen Sinn aber sehr gerne, weshalb sie sich binden – sie kommen also oft im Doppelpack! Wenn du viel Phosphat in deinem Blut hast, klebt es sich an das Calcium und bildet eine kalkartige Substanz. Damit entzieht und bindet Phosphat in deinem Körper noch mehr echtes, freies Calcium.  

Was passiert im Körper wenn mein Calcium niedrig ist? 

Sinkt dein Calciumspiegel im Körper also fröhlich vor sich hin, senden deine Nebenschilddrüsen das Parathormon aus. Wieso machen sie das? Parathormon soll bei Menschen mit gesunden Nieren helfen, diesen Calciummangel zu beseitigen. Deshalb übernimmt das Parathormon drei Aufgaben:  

  1. Die Ausscheidung von Calcium über deine Nieren wird eingeschränkt 
  2. Parathormon versucht die Bildung von aktivem Vitamin D zu steigern
  3. Die Freisetzung von Calcium aus den großen Reservespeichern in deinem Knochen wird gefördert 

Mit diesen Anpassungen soll das Parathormon deinen Nieren im Körper helfen, deine Calciumwerte stabil zu halten. Nimmt die Funktion deiner Niere bei chronischer Nierenkrankheit nun ab, entfaltet Parathormon in deinem Körper nun leider nicht die gewünschte Wirkung. Deine Nebenschilddrüsen ärgern sich darüber und schicken dann als Folge dessen noch mehr Parathormon los, um zu helfen. 

Die logische Folge ist dann wiederum: Du hast immer mehr Parathormon im Blut, dein Calcium steigt nicht wirklich an und dein Phosphat ist immer noch hoch. 

Puh, das war jetzt ein ganz schön komplexer Vorgang im Körper mit vielen Mitspielern. Hast du alles verstanden? Falls nicht, lies’ dir das letzte Kapitel doch einfach noch einmal durch. Denn das ist ein Vorgang, den so manche Ärzte (natürlich Nichtnephrologen) auch nicht gleich aus dem Stehgreif erklären können. 

Wie hoch sollte mein Calcium sein?  

Bei einem Bluttest werden in der Regel nur Konzentration und Menge des Calciums in deiner Blutbahn bestimmt. Es wird also nur das Calcium außerhalb deiner Knochen bestimmt.  

Eine der internationalen Nephrologieleitlinien (=KDIGO) empfiehlt bei chronischer Nierenkrankheit regelmäßige Kontrollen der Calcium-, Phosphat- und Parathormonspiegel in deinem Blut. Dasselbe gilt auch für deine Vitamin D Werte. Wieso machen sie das? Naja, um genau den komplizierten Kreislauf, der eingangs beschrieben wurde, gut im Blick zu behalten. Entscheidungen zur Therapie bei Abweichungen einer dieser Laborwerte sollten daher auch immer über einen Blick auf alle dieser Laborwerte gemeinsam und nicht anhand einzelner Abweichungen getroffen werden. Hast du Probleme mit deinen Knochen, deinen Phosphat- und Calciumwerten? Sprich’ am besten direkt mit deine:r Nephrolog:in, falls diese das nicht ohnehin auf dem Schirm hat.  

Zielwerte für den Knochenstoffwechsel bei Nierenkrankheit: 

  • Gesamtcalcium: 2,2 – 2,6 mmol/L (Übrigens: da Calcium an das Eiweiß Albumin bindet, sollte es immer gemeinsam mit der Albuminkonzentration im Blut bestimmt werden).
  • Phosphat: Es wird empfohlen den Zielbereich von 1,45 mmol/L oder darunter anzustreben. Wie strikt das umzusetzen ist, solltest du mit deinem Ärzteteam besprechen.
  • Parathormon (iPTH) bei Nierenkrankheit ohne Dialyse: Der optimale iPTH-Spiegel ist nicht bekannt.
  • Parathormon (iPTH) bei Nierenkrankheit mit Dialyse: Ein iPTH-Spiegel zwischen dem 2- bis 9-fachen der oberen Normalgrenze kann empfohlen werden. 

Wie immer gilt natürlich, dass du deine individuellen Zielwerte von deinem behandelnden Ärzteteam erfährst. 

Einfach zusammengefasst lässt sich also sagen, dass Vitamin D bei Nierenkrankheit nicht mehr in der Niere aktiviert werden kann. Zu wenig Vitamin D führt oft auch zu niedrigen Calcium Werten. Dieser ganze Prozess wird durch hohes Phosphat noch einmal angetrieben. Das Parathormon wird als Antwort auf dieses Problem vermehrt ausgeschüttet.  

Wie viel Calcium brauchst du bei Nierenkrankheit? 

Bei chronischer Nierenkrankheit solltest du versuchen, die natürliche Funktion deiner Nieren so gut es geht zu unterstützen, beziehungsweise im fortgeschrittenen Stadium zu ersetzen. An der Dialyse übernimmt die Maschine einen Teil dieser Funktion. Über deine Ernährung und dein Verhalten im Alltag leistest du jedoch einen mindestens ebenso großen Beitrag, dass dein Körper in Balance bleibt. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (=DGE) empfiehlt bei Erwachsenen eine Aufnahme von 1000 mg Calcium pro Tag. Während bei chronischer Krankheit ohne Dialyse oft eine Calciumzufuhr von 800 - 1,000 mg pro Tag empfohlen wird, gibt es leider keine eindeutige Empfehlung für Menschen an der Dialyse. Es gelten individuelle Ziele. Besprich das am besten mit deinem Dialyseteam. Auch nach der Nierentransplantation gibt es kein vertretbares allgemeines Ziel. Informiere dich hier am besten bei deinem Transplantationszentrum.   

An der Dialyse ist es schon schwierig, die täglich zugeführte Menge an Calcium zu bestimmen. Nicht nur das Calcium aus deiner Ernährung, sondern auch das Calcium aus Nahrungsergänzungsmitteln, Vitamin D Präparaten, möglichen Phosphatbindern und das, das du über die Dialyse aufnimmst, müssen miteinbezogen werden. Bei Fragen und Unsicherheiten bezüglich deiner Calciumwerte können also auch ein Blick auf deine Medikamente und ein Gespräch mit deinem Dialyseteam helfen.  

Calcium und deine Ernährung bei Nierenkrankheit 

Über die Hormone und Vitamine innerhalb unseres Körpers sind Calcium-, Phosphat- und der Knochenstoffwechsel, wie du siehst, sehr eng miteinander verbunden. Wie du bestimmt schon weißt, solltest du bei Nierenkrankheit auf eine niedrige Phosphatzufuhr achten, um dein Herz-Kreislaufsystem fit und gesund zu halten. Gleichzeitig sind niedrige Calciumwerte, durch den Vitamin D Mangel und den Überschuss an Phosphat keine Seltenheit.  

Calcium findest du vor allem in Käse und Milchprodukten. Allerdings beinhalten diese oft auch viel Phosphat, weshalb manche keine gute Wahl für Menschen mit Nierenkrankheit darstellen. Da musst du je nachdem, ob du dich auch phosphatarm ernähren sollst, bewusst drauf achten. Andere Lebensmittel, die viel Calcium enthalten, sind zum Beispiel Rhabarber, Spinat, Sardinen oder Lachs. Achte jedoch immer auch auf die enthaltenen Phosphat- Kalium- und Natriummengen. In der Lebensmittelsuche der Mizu App kannst du dir für einzelne Lebensmittel jeweils die enthaltenen Nährstoffe anzeigen und berechnen lassen.  

Wie du siehst, ist das Thema Calcium bei Nierenkrankheit ganz schön kompliziert. Antworten zu deinen Laborwerten und der Ernährung findest du neben den Wissensartikeln in der Mizu App vor allem bei deinem persönlichen Ärzteteam. Gerade Nephrolog:innen verstehen die Zusammenhänge zwischen Calcium, Phosphat, Vitamin D und Parathormon im Schlaf und können dir hier am kompetentesten weiterhelfen! 

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Dr. Diego Parada Rodriguez (de)
Facharzt in Ausbildung für Nephrologie
References
References
References
References
References
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  • Herold, G. et al (2021). Innere Medizin. Herold, Gerd. 
  • Gilbert, SJ. et al (2022). National Kidney Foundation Primer on Kidney Diseases (8. Aufl.). Elsevier. 
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  • kdigo.org. Update 2017 der KDIGO-Leitlinie zu den Störungen des Mineralund Knochenhaushalts bei chronischer Nierenerkrankung. Abgerufen am 16.11.2022
  • my-cme.de. Hyperphosphatämie bei chronischen Nierenerkrankungen. Abgerufen am 16.11.2022
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