Weltweit nimmt die Anzahl der Diabeteserkrankungen zu. Statistiken besagen, dass sogar jeder elfte Erwachsene auf der Welt Diabetiker:in ist – das sind rund 425 Millionen Menschen. Vielleicht bist du davon auch betroffen. Aber wie hängen die Zuckerkrankheit und deine Nierenfunktion zusammen und was bedeutet all das für deine Ernährung? Damit wollen wir uns in diesem Artikel beschäftigen.
Diabetes - was ist das überhaupt?
Grundsätzlich steigt bei einem Diabetes die Konzentration des Zuckers (= Glucose) in deinem Blut an. Hat dein Ärzteteam den Verdacht, dass du Diabetiker:in bist, wird es daher zuerst deinen Blutzucker im nüchternen Zustand – also nach 8 bis 10 Stunden ohne Nahrung – testen. Ist dieser deutlich erhöht, spricht das für eine Zuckerkrankheit. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Daher unterscheidet man im Wesentlichen zwischen einem Typ I und einem Typ II Diabetes.
- Typ I Diabetes: Der Schlüssel, den Zucker benötigt, um von deinem Blut in die Zellen zu gelangen, ist das Hormon Insulin. Beim Typ 1 Diabetes werden die Insulin-produzierenden Zellen deiner Bauchspeicheldrüse nach und nach zerstört, bis dein Körper gar kein Insulin mehr selbst bilden kann. Meistens ist der Grund dafür eine Fehlsteuerung des Abwehrsystems (=Immunsystem), wodurch die Abwehrzellen die insulinproduzierenden Zellen (=Betazellen) angreifen und zerstören. Deshalb wird der Typ 1 Diabetes auch den Autoimmunkrankheiten zugeordnet. Wenn der Schlüssel - Insulin - für die Zelltür fehlt, gelangt der Zucker nicht mehr in die Zellen und bleibt im Blut zurück. Infolgedessen erhöht sich der Blutzuckerspiegel.
- Typ II Diabetes: Hier reagieren die Körperzellen nicht mehr so gut auf Insulin. Das liegt oft daran, dass der Blutzucker - und damit auch der Insulinspiegel - vorher zu oft zu hoch war. Es scheint aber auch durch erbliche Faktoren zusätzlich begünstigt zu werden. Als Antwort darauf, reagieren deine Zellen nur noch langsam auf das Hormon Insulin. Das wird auch als sogenannte Insulinresistenz bezeichnet. Es bleibt als Ergebnis also wieder mehr Zucker im Blut und deinen Zellen fehlt Energie.
Diabetes und Nierenschwäche - wie hängt das zusammen?
Bei Diabetes ist die Konzentration deines Blutzuckers also erhöht ist. Aber wie hängt das mit deinen Nieren zusammen? Besteht eine Zuckerkrankheit über mehrere Jahre, dann lagert sich die Glucose langfristig auch an deinen Gefäßen ab. Die Gefäße werden hart und unelastisch und das Blut fließt weniger gut hindurch. Daraufhin kommt es zu Durchblutungsstörungen an den Organen. Besonders häufig betroffen sind davon die Bltugefäße an den Beinen, am Herzen, im Gehirn aber auch an der Niere.
Die Zuckerkrankheit kann also die Gefäße an den Nieren über lange Zeit gesehen schädigen und so zu einer Nierenschwäche führen. Das ist gar nicht so selten der Fall. Knapp 10% aller Diabetiker:innen entwickeln im Verlauf eine Nierenschwäche. Außerdem sind knapp 50% der Menschen an der Dialyse Diabetiker:innen. Du siehst also: Diabetes und Nierenschwäche sind oft eng miteinander verbunden.
Wichtig ist außerdem, dass die Zuckerkrankheit nicht nur zur Nierenschwäche führen kann, sondern auch den Fortschritt bis zum Nierenversagen deutlich beschleunigen kann. Demnach ist also sehr klar: Es ist sehr wichtig, immer auf eine gute Einstellung deiner Blutzuckerwerte zu achten.
Diabetes & Nierenschwäche - worauf sollte ich achten?
Solltest du bereits von einer Zuckerkrankheit betroffen sein, ist es wichtig, dass du deine Nierenwerte regelmäßig kontrollieren lässt. So kann deine Medikation optimal eingestellt und auf Veränderungen frühzeitig reagiert werden. Dein:e Hausärzt:in sollte mindestens einmal im Jahr einen Test auf Eiweiß im Urin (= Albuminurie) machen. Umso mehr Schaden die Filter der Nieren durch die Zuckerkrankheit nehmen, desto mehr Eiweiß wird aus dem Blut in den Urin gespült. Genau das lässt sich durch diesen Test feststellen.
Bei der Therapie einer Zuckerkrankheit spielt dann dein Verhalten die entscheidende Rolle. Gute Ernährung, ein gesundes Gewicht und genügend Bewegung sind die Basis für gesunde Blutzuckerwerte und damit auch für eine gute Nierenfunktion. Wie du vielleicht schon weißt, gibt es auch bei der Nierenschwäche einige Dinge, die du bei deiner Ernährung beachten solltest. Aber was ändert sich nun in Kombination mit einer Nierenerkrankung? Viele Faktoren sind ähnlich – bei anderen solltest du gezielt auf ein paar Anpassungen achten. Im Folgenden wollen wir einige wichtige Lebensmittelgruppen genauer unter die Lupe nehmen.
Kohlenhydrate
Bei Diabetes…
…ist es wichtig, Kohlenhydrate mit einem hohen glykämischen Index, also solche wie Weißbrot, Pommes Frites oder Süßigkeiten, in den Mahlzeiten zu vermeiden. Der glykämische Index ist ein Maß zur Bestimmung der Wirkung eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel. Je höher der Wert, desto weniger ist das Lebensmittel für dich geeignet.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…bestehen zu diesem Punkt keine zusätzlichen Richtlinien oder Einschränkungen im Vergleich zu Diabetes. Für deine Gesundheit solltest du grundsätzlich Kohlenhydrate, welche deinen Blutzucker rasant in die Höhe steigen und dann schnell wieder absinken lassen, eher vermeiden. So entlastest du deine Organe und wirkst Heißhungerattacken gezielt entgegen.
Ballaststoffe
Bei Diabetes…
…ist – da du als Diabetiker:in eher auf Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischen Index setzen solltest – eine ballaststoffreiche Ernährung zu empfehlen. Dies erreichst du vor allem durch das Bevorzugen von Vollkornprodukten, Rohkost und Hülsenfrüchten.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…sind Ballaststoffe für eine gesunde und vollwertige Ernährung ebenfalls wichtig. Darauf solltest du auch bei Nierenkrankheit nicht verzichten. Allerdings solltest du - je nach Schweregrad deiner Nierenschwäche - beispielsweise Vollkornprodukte und rohes Gemüse in kontrollierten Mengen zu dir nehmen, da sie gleichzeitig viel Phosphat und Kalium enthalten können. Dafür solltest du mit deinem Ärzteteam besprechen, wie dein Kalium- und Phosphatblutwert aktuell liegen, denn je nachdem kann die ärztliche Empfehlung unterschiedlich sein. Kalium- und Phosphatwerte von Lebensmitteln kannst du ganz einfach in der Mizu-App überprüfen!
Fett
Bei Diabetes…
…solltest du Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an sogenannten Transfettsäuren meiden. Transfette sind sogenannte ungesättigte Fettsäuren. Sie entstehen, wenn ursprünglich gesunde Pflanzenöle industriell verarbeitet werden. Bei Fleisch solltest du dich eher für fettarme Produkte entscheiden. Fisch hingegen bietet eine gute Quelle für gesunde Omega 3-Fettsäuren.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…ändert sich bei der bevorzugten Auswahl der Fettarten grundsätzlich nichts.
Eiweiß
Bei Diabetes…
… wird oft eine proteinreiche Diät empfohlen. Experten vermuten, dass eine proteinreiche und gleichzeitig kalorienarme Diät für Menschen mit Diabetes Typ II von Vorteil sein kann.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…ohne Dialysepflichtigkeit, gilt es oft, Werte von 0,8 - 1,0 g Eiweiß pro kg Körpergewicht pro Tag anzustreben. Diese Form der Ernährung bezeichnet man als eiweißarme Diät. Du solltest aber darauf achten, auch nicht zu wenig Eiweiß zu dir zunehmen. Das richtige Maß ist also entscheidend. Eiweiße sorgen vor allem für ein längeres Sättigungsgefühl und können sogar die Langzeitblutzuckerwerte positiv beeinflussen. Eine Auswahl sowie genauere Informationen hierzu findest du in deiner Mizu App.
Startest du bald mit der Dialyse?
Dann erhöht sich deine tägliche Eiweißzufuhr im Vergleich zu Menschen mit Nierenschwäche ohne Dialyse. Es werden 1,2 – 1,4 g Eiweiß pro kg Körpergewicht pro Tag empfohlen. Wie du aber bestimmt schon weißt, gilt es hierbei auf phosphat- und kaliumarme Produkte zurückzugreifen. Am Besten sprichst du deine empfohlene Tagesdosis an Eiweiß mit deinem Ärzteteam ab. Wie du siehst kann diese nämlich von Person zu Person unterschiedlich sein.
Energiezufuhr
Bei Diabetes…
…ist es wichtig, sich kalorienbewusst zu ernähren und häufig eine kontrollierte Gewichtsabnahme zu erreichen.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…gilt in der Regel ein Kalorienziel von 25 – 35 kcal pro kg Körpergewicht pro Tag. Sollte dir dein Behandlungsteam eine Gewichtsreduktion empfehlen, kann sich deine anzustrebende Kalorienzufuhr verändern.
Phosphor
Bei Diabetes…
…kannst du dich an die normale Menge und übliche Ernährungsempfehlung von ca. 600 bis 1.000 mg täglich orientieren.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…ist, je nach Schweregrad, eine phosphatbewusste Ernährung und Lebensmittelauswahl wichtig. Vor allem in späteren Stadien der Nierenkrankheit wird eine phosphatarme Ernährung generell empfohlen. Sie reduziert dein langfristiges Risiko für gesundheitliche Folgeerkrankungen besonders stark. Individuelle Faktoren müssen hierbei jedoch berücksichtigt werden, weshalb du über dieses Thema unbedingt mit deinem:r Nephrolog:in sprechen solltest.
Kochsalz
Bei Diabetes…
…bestehen keine Unterschiede zur üblich empfohlenen, salzarmen Ernährung mit maximal 5 bis 6 g Kochsalz täglich.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…ist es wichtig, deinen täglichen Salzkonsum zu reduzieren. Konkret solltest du also die empfohlene Höchstmenge von maximal 5g Kochsalz nicht überschreiten. Auch zur salzarmen Ernährung findest du in der Miku-App genauere Infos und praktische Tipps.
Trinkmenge
Bei Diabetes…
…solltest du darauf achten, möglichst kalorienfreie Flüssigkeiten zu trinken. Falls dir Wasser auf Dauer zu langweilig wird, ist das kein Problem. Es gibt viele Tricks, wie du den Geschmack ganz einfach auch ohne Zucker aufpeppen kannst. Gib doch zum Beispiel einfach mal ein paar Blätter Pfefferminze und Zitronen- oder Limettenscheiben hinzu. Oder verfeinere dein Wasser mit tiefgefrorenen Beeren. Im Sommer halten sie dein Getränk außerdem angenehm kühl.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
…erhältst du von deinem Dialysezentrum vor allem in späten Stadien der Nierenkrankheit möglicherweise bereits Einschränkungen der täglichen Trinkmenge. Das gilt vor allem dann, wenn dein tägliches Urinvolumen abnimmt und schützt vor Überwässerung im Körper. Die genaue Trinkmenge solltest du jedoch immer mit deinem:r Nephrolog:in besprechen.
Allgemeine Ernährungsstile
Bei Diabetes…
…gibt es verschiedene Ernährungsstile, die unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. Eine Diätberatung gibt dir hier einen guten Überblick.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
… wird vor allem die mediterrane Diät empfohlen. Dabei solltest du immer darauf achten, dass du, unter Kontrolle deiner Blutzucker-, Phosphat- und Kaliumwerte, deine Protein- und Kalorienzufuhr im grünen Bereich hältst. Einen guten Anhaltspunkt für die Kontrolle deiner Blutzucker Werte bietet dir dein HbA1c- (=Langzeitblutzucker-)Wert.
Zubereitung der Lebensmittel
Bei Diabetes…
…wird empfohlen, deine Lebensmittel durch kurze Garzeiten sowie durch die Verwendung von möglichst wenig Wasser inhaltsstoffschonend zuzubereiten. Außerdem solltest du häufig Salate, rohes Gemüse und ballaststoffreiche Nahrungsmittel zu dir nehmen. Hinsichtlich Obst gilt es, frische Früchte zu bevorzugen und Säfte oder Kompott zu vermeiden. Außerdem solltest du dich bei Obst je nach Fruktose-Gehalt ein bisschen drosseln. Koch- sowie Streichfette solltest du versuchen sehr sparsam zu verwenden, wenn eine Kalorienreduktion dein aktuelles Ernährungsziel ist.
Bei Diabetes und chronischer Nierenkrankheit…
… zählt Obst und Gemüse ebenfalls zu einem gesunden Speiseplan. Im fortgeschrittenen Stadium der Nierenschwäche können allerdings dein Kalium- und Phosphatspiegel ansteigen. Das liegt daran, dass deine Nieren diese beiden Nährwerte nicht mehr richtig regulieren können. In diesen Fällen solltest du also darauf achten, dass du nicht zu viel Kalium und Phosphat in Form von Obst und Gemüse zu dir nimmst.
Dann kann zum Beispiel das mehrmalige Kochen von Gemüse in reichlich Wasser den Kaliumgehalt senken. Die Garflüssigkeit solltest du dabei nicht weiterverwenden. Rohes Obst kann ebenfalls viel Kalium enthalten. Gekochtes Obst bzw. Obst aus der Dose ist grundsätzlich kaliumärmer. Mehr dazu, findest du auch in anderen Artikeln der Mizu-App.
Sprich mit deinem Ärzteteam
Du siehst also, mit ein paar Tricks lässt sich deine Ernährung bei Diabetes und Nierenschwäche ganz einfach anpassen. Gleichzeitig ist eine Anpassung unheimlich wichtig und für die Vermeidung weiterer Folgeerkrankungen unverzichtbar. Sprich unbedingt auch mit deinem Ärzteteam über deine persönliche Ernährungssituation. Wie du siehst, hängt deine optimale Ernährung auch stark von deinem aktuellen Gesundheitsstatus und deinen Blutwerten ab.