Neue Niere - was geschieht in deinem Körper?
Nach der Transplantation ist die Einnahme von Medikamenten - sogenannten Immunsuppressiva - für dich unverzichtbar. Sie sind nötig, um deinen Körper dabei zu unterstützen, deine neue Niere anzunehmen. Immunsuppressiva beruhigen deine Abwehrzellen und erlauben so deiner neuen Niere ein entspannteres Ankommen und weiterleben im neuen Zuhause.
Das bringt jedoch auch ein paar Herausforderungen mit sich. Diese Medikamente sorgen durch das Herunterfahren deines Immunsystems auch dafür, dass du einem höheren Risiko ausgesetzt bist, an Infekten zu erkranken. Um deine neue Niere bestmöglich zu schützen, ist es daher wichtig, dass du durch den richtigen Umgang mit Lebensmitteln auf eine möglichst geringe Keimbelastung über deine Ernährung achtest. Das gilt nicht nur für die Zubereitung von Lebensmitteln, auch beim Einkaufen und bei Restaurantbesuchen kannst du durch die Beachtung von ein paar Gewohnheiten deine Infektionsgefahr deutlich reduzieren. Denn nur eine plötzliche, starke Infektion kann sehr gefährlich sein.
Falls sich manche Aspekte bei dir nicht umsetzen lassen, dann besprich das am Besten mit deine:r Nephrolog:in. Gemeinsam werdet ihr bestimmt eine Lösung finden, wie sich die Niere auch bei dir im Alltag bestmöglich schützen lässt.
Keime in deiner Ernährung
Wie hängen Keime und deine Ernährung überhaupt zusammen? Keime auf Lebensmitteln sind ganz grundlegend keine Besonderheit und eher die Regel als die Ausnahme. Sie befinden sich tatsächlich überall in unserer Umwelt und auch auf unseren Lebensmitteln. Aber keine Sorge, wir sprechen hier von keimarmer und nicht keimloser Ernährung - du wirst also sicher nicht verhungern.
Wichtig ist, dass manche Keime gefährlicher sind als andere und sich Keime auf bestimmten Lebensmitteln ganz besonders wohlfühlen. Das gilt beispielsweise für Fleisch, Milch, Eier oder Salat. Wie du Gefahren erkennen und sie durch einen keimarmen Einkauf oder überlegten Restaurantbesuch vorbeugen kannst, erfährst du gleich.
Haltbarkeit & Druckstellen
Beim Einkauf und der Verarbeitung von Lebensmitteln solltest du besonders auf das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) achten. Meide Lebensmittel, deren MHD bald abläuft oder bereits abgelaufen ist, denn diese Lebensmittel haben ein erhöhtes Keimrisiko.
Grundsätzlich solltest du die Lebensmittel vor dem Verzehr immer auf Aussehen und Geruch prüfen. Sobald etwas komisch riecht oder aussieht, oder du eine Beschädigung an der Verpackung feststellst, solltest du diese Nahrungsmittel lieber meiden.
Käse und Wurst solltest du, wenn möglich nicht an der Frischetheke, sondern bereits vakuumverpackt kaufen. Das ist vor allem in den ersten sechs Monaten nach der Transplantation wichtig, um Infektionen zu vermeiden. Ja, besonders in dieser Zeit ist es leider tatsächlich sicherer für dich, ein bisschen mehr Müll zu produzieren.
Obst und Gemüse solltest du vor dem Verzehr gründlich auf Druckstellen untersuchen. An diesen lagern sich Keime an, die bei einem durch Medikamente geschwächten Immunsystem Krankheiten auslösen können.
Säfte & Milchprodukte
Bei Säften und Milchprodukten gibt es ein Verfahren, das dafür sorgt, dass diese Produkte länger haltbar sind (=Pasteurisierung). Bei der Pasteurisierung sorgt das schonende Erhitzen von Lebensmitteln dafür, dass Bakterien und Mikroorganismen abgetötet werden. Danach werden diese normal vakuumdicht verpackt, um den Eintritt neuer Bakterien zu verhindern. Nach einer Transplantation solltest du daher beim Einkauf darauf achten, vor allem auf pasteurisierte Lebensmittel zurückzugreifen.
Bei Milchprodukten kannst du das ganz einfach an der Verpackung erkennen. Sobald sich darauf ein Hinweis befindet „Aus Rohmilch hergestellt“, wurden die Milchprodukte nicht pasteurisiert. Diese Produkte solltest du daher eher meiden. Befindet sich kein solcher Hinweis auf der Verpackung, dann wurde für die Herstellung pasteurisierte Milch verwendet und du kannst das Produkt bedenkenlos verzehren.
Bei Säften erkennst du es vor allem daran, ob sie vor Öffnen der Verpackung ungekühlt gelagert werden können. Wenn du sie nicht in den Kühlschrank legen musst, dann sind sie pasteurisiert. Außerdem sind pasteurisierte Lebensmittel bei Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum deutlich länger haltbar.
Gefrorene Lebensmittel
Um die Keimbildung bei tiefgefrorenen Lebensmitteln möglichst zu vermeiden, ist es wichtig, dass die sogenannte Kühlkette durchgängig eingehalten wird. Das bedeutet, dass gekühlte oder gefrorene Lebensmittel auch während des Transports, bis zur eigentlichen Verarbeitung gekühlt bleiben sollten.
Mit drei einfachen Tricks ist das aber normalerweise problemlos möglich:
- Achte beim Einkaufen am besten darauf, die tiefgefrorenen Produkte erst ganz am Ende aus der Kühltruhe zu nehmen.
- Bei mehreren Stopps, solltest du den Lebensmitteleinkauf idealerweise als Letztes vor dem Heimweg machen.
- Nimm außerdem am besten bereits eine Kühltasche mit, damit du die Einkäufe auch auf dem Weg nachhause kühler transportieren kannst.
Rohe Lebensmittel
Auch beim Transport von rohen Lebensmitteln, wie beispielsweise Fisch und Fleisch, kannst du die Verbreitung von Keimen möglichst ausschließen. Packe diese Lebensmittel beim Transport am besten in eine separate Plastiktüte, um zu vermeiden, dass Keime auf andere Lebensmittel übertragen werden.
Die richtige Lagerung
Achte darauf, verderbliche Lebensmittel im Kühlschrank aufzubewahren. Im Allgemeinen ist eine kühle und dunkle Lagerung für alle Lebensmittel vorteilhaft. Da dein Kühlschrank durchgängig mit unterschiedlichsten Lebensmitteln in Kontakt ist, ist es wichtig, dass du ihn regelmäßig ausmistest und reinigst. Vor allem angebrochene Lebensmittel und Lebensmittelreste sind eine Brutbox für Keime. Um die weitere Verbreitung dieser Keime zu verhindern, solltest du die Fächer deines Kühlschrankes am Besten einmal wöchentlich mit Essig auswischen. Ein glänzend sauberer Kühlschrank ist also bereits fast die halbe Miete!
Hygiene beim Restaurantbesuch
Gehst du gerne essen und genießt die zeitliche Freiheit in deinem Lebensabschnitt nach der Dialyse in vollen Zügen? Das ist prima, denn so soll es sein! Beim Restaurantbesuch kannst du dir ein paar Dinge merken, mit denen du das Risiko einer Infektion reduzieren kannst:
1. Vorsicht bei Rohspeisen
Verzichten solltest du am Besten möglichst auf Rohspeisen, denn im Vergleich zum Einkauf im Supermarkt, weißt du nicht, wie keimfrei das Restaurant die Lebensmittel gelagert und zubereitet hat.
2. Buffets & Brotkörbe
Auch Buffets und Brotkörbe sind eher zu meiden, da ungekühlte und geteilte Speiseplatten ein Schlaraffenland für Keime sind. Restaurants sind außerdem leider nicht selten nicht ganz so sauber wie sie vielleicht beim Betreten wirken.
3. Zubereitung von Speisen
Bestelle am besten Speisen, die lange gekocht oder durchgebraten werden. Salate oder andere kalte Gerichte solltest du dir nur bestellen, wenn du sicherstellen kannst, dass sie frisch und unter der Beachtung einer guten Küchenhygiene hergestellt werden. Ansonsten gelten die generellen Grundlagen zur keimarmen Ernährung, zu denen du in der Mizu App viele weitere Informationen & Hilfen findest.
Wenn du Gerichte zum Mitnehmen bestellst, dann solltest du diese in einem geschlossenen Gefäß transportieren und vor dem Verzehr noch einmal in der Mikrowelle aufwärmen. Bei 600 Watt und einer Dauer von mindestens drei Minuten können die meisten Keime und Mikroorganismen abgetötet werden.
4. Getränke
Bei Getränken kannst du dir problemlos alles bestellen, was in ungeöffneten Flaschen abgefüllt ist. Verzichte dabei auch wenn möglich auf Eiswürfel, da diese meist lange offen gelagert werden und daher je nach Lagerungsdauer eine Bakterienfarm sein können.
Weihe dein Umfeld ein
Du siehst also, dass du mit ein paar kleinen Umstellungen schon einen großen Beitrag dazu leisten kannst, dich und deine neue Niere vor Infektionen zu schützen. Das wird vor allem am Anfang eine Umstellung im Vergleich zur Zeit an der Dialyse sein. Du wirst aber sehen, dass du dich sehr schnell daran gewöhnen wirst. Am besten weihst du gleich zu Beginn auch deine Familie und dein Umfeld in diese wichtigen Umstellungen ein. Teile zum Beispiel diesen Artikel oder andere Inhalte aus Mizu mit ihnen. Wenn deine Mitmenschen deine Einschränkungen und den Beweggrund dahinter kennen, unterstützen sie dich garantiert bestmöglich dabei, diese Maßnahmen auch umzusetzen.
Falls du dir bei der Umsetzung dennoch schwertust, dann unterhalte dich einmal mit Familie, Freunden und deine:r Nephrolog:in. Sie werden sicherlich alles dafür tun, um dich und deine neue Niere optimal zu unterstützen.