Auch wenn vermutlich jeder schon einmal Juckreiz verspürt hat - zum Beispiel nach einem Mückenstich -ist das oft nicht mit dem Juckreiz zu vergleichen, der durch eine chronische Nierenerkrankung entstehen kann. Der Fachausdruck für diese Art des Juckreizes ist auch Chronic Kidney Disease-assoziierter Pruritus oder kurz CKD-aP. Dieses Hautjucken ist häufig ein täglicher “Gast”, der das Leben von Betroffenen oft stark einschränkt. Da dies für Außenstehende meistens schwer nachzuvollziehen ist, fällt es oft nicht leicht darüber zu reden. Falls du einer der davon betroffenen Menschen bist, bist du mit diesem Symptom aber auch sicherlich nicht allein: Mehr als 60 % der Menschen, die zur Dialyse gehen, sind mit diesem Hautjucken konfrontiert. Welche Auswirkungen es hat und wie du ihnen entgegenwirken kannst, erfährst du hier.
Kümmere dich um deinen Schlaf
Vor allem über Nacht wird das Jucken oft am häufigsten wahrgenommen und am stärksten empfunden. Das kann mittelfristig nicht nur zu Problemen beim Einschlafen, sondern auch zu Durchschlafstörungen führen. Viele Patienten beschreiben, dass sie oft nächtelang wach liegen. Dass Schlaf enorm wichtig ist, weiß jeder! Er hilft uns sowohl physisch als auch psychisch zu regenerieren und unsere Akkus wieder aufzuladen.
Ein guter Schlaf beeinflusst aber viel mehr als du vielleicht denkst. Er stärkt die allgemeine Leistungsfähigkeit, deine Produktivität, dein Immunsystem und auch dein emotionales und soziales Wohlbefinden. Andererseits können zu kurze Nächte und vor allem auch mangelnde Schlafqualität zu Folgekrankheiten führen – auf Dauer auch mit schwerwiegenden Folgen.
Dein Jucken und infolgedessen deinen Schlaf in den Griff zu bekommen, sollte also eine hohe Priorität haben. Juckt es dich eher nachts oder tagsüber? Wie gehst du damit um? Hast du schon Wege gefunden, um dein Jucken zu lindern?
Pflege Beziehungen und Sozialleben
Häufig wird versucht den Juckreiz durch Kratzen zu lindern. Dies führt oft zu Kratzspuren bis hin zu Wunden, was wiederum das Hautbild beeinflusst und als unangenehm empfunden wird - sowohl persönlich als auch im sozialen Kontext. Auch wenn es schwer fällt - lass dir dadurch nicht dein Sozialleben nehmen und isoliere dich nicht!
Manchmal hilft es, deine Freund:innen und Familie einzubinden, um dein Jucken zu lindern, oder Ablenkung zu finden. Sprich mit ihnen über die Problematik und deine damit verbundenen Ängste und mach sie so zu deinen Verbündeten. Häufig wird der Angst vor Ablehnung die Grundlage genommen, wenn das Umfeld informiert ist und einen womöglich unterstützt. Es sollte auf jeden Fall keinen Grund geben, dass du wegen eines Juckreizes, Einladungen zum Essen oder zu sozialen Aktivitäten absagen musst. Du kannst deine Freunde und Familie auch beispielsweise einfach dazu einspannen, die Auswirkungen deines Juckreizes aus ihrer Sicht mit ein paar Notizen festzuhalten. Wie wir später noch sehen werden, hilft eine Dokumentation des Hautjuckens dir und deinen Ärzt:innen dabei, passende Behandlungsmöglichkeiten zu finden.
Stelle deine mentale Gesundheit an die erste Stelle
Wenn du regelmäßig dialysierst, solltest du nie vergessen, dass das eine ganz außerordentliche Leistung von dir ist. Auch wenn Außenstehende das vielleicht gar nicht so erkennen – eine Nierenkrankheit stellt eine erhebliche Belastung dar - nicht nur für den Körper, auch für den Geist. Und so ist es auch selbstverständlich, dass dein Alltag Höhen und Tiefen aufweist. Das erleben fast alle Menschen, auch ohne Nierenversagen. Manche Tage fühlen sich leicht wie Federn an, andere eher wie schwerer Treibsand. Auch Juckreiz unter der Dialysetherapie kann dazu beitragen, deine mentale Stärke auf den Prüfstand zu stellen. Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und soziale Einschränkungen sind langfristig sehr belastend. Das kann durchaus zu einem extremen, länger anhaltenden Stimmungstief führen, das dein Fühlen, Denken und deinen Gesundheitszustand stark beeinträchtigt. Langfristig kann daraus sogar eine Depression entstehen.
Falls du dich schon seit längerem niedergeschlagen fühlst, wenig Energie hast und du dich sozial isolierst, solltest du auf jeden Fall mit deinem Dialyseteam darüber sprechen. Sie können mit dir gemeinsam überlegen, welche Form der Unterstützung für dich und deine mentale Gesundheit am sinnvollsten ist. Ganz wichtig ist: Du brauchst dich nicht dafür zu schämen. Viele Menschen - auch unabhängig von ihrer Nierenfunktion - erleben Krisen, die sich auch auf ihr psychisches Wohlbefinden auswirken. Du wirst sehen, alle Involvierten werden Verständnis für deine Situation haben und versuchen, dir bestmöglich zu helfen.
Juckreiz unter Dialyse – was hilft?
Sowohl dein Körper als auch deine Psyche brauchen Ruhephasen, damit sie sich erholen können. Nimm dir also die Zeit und kümmere dich um dich selbst. So kannst du sowohl deine körperliche als auch deine mentale Widerstandsfähigkeit stärken. Damit schaffst du gute Voraussetzungen, um deinem Juckreiz entgegenzuwirken. Hier sind daher ein paar Anregungen, wie du das anstellen kannst:
Teile deine Gefühle
Wenn dir die Situation zu viel wird, sprich mit jemanden, dem du vertrauen kannst. Häufig sind das Personen, wie zum Beispiel Freunde, Familie, dein:e behandelnde:r Ärzt:in oder deine Lieblingspflegekraft im Dialyseteam. Es ist wichtig, dass du Personen hast, mit denen du offen und ehrlich über deine Gefühle und das, was dich beschäftigt, reden kannst.
Sei realistisch
Jeder hat einmal einen schlechten Tag. Sei also realistisch in deiner Einschätzung, was du an so einem Tag leisten kannst und möchtest. Bitte andere um Hilfe, wenn du Schwierigkeiten haben solltest und höre auf deinen Körper. Wenn du merkst, du brauchst eine Pause, dann gönne sie dir.
Finde Zeit für dich selbst
Ein freier Nachmittag, ein Essen mit Freunden oder einfach das, was dir Spaß macht und dich entspannt - Zeit für dich selbst und für die Dinge, die du liebst, befeuern deinen Geist und geben dir Lebensfreude. In belastenden Situationen kann Zeit für dich wie ein kleiner Lichtblick am Horizont sein. Nimm sie dir und genieße sie.
Achte auf deine Gesundheit
Regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, sowie Zeit zum Entspannen tut deinem Körper und deiner mentalen Gesundheit gut. Das stärkt wiederum dein Immunsystem und hilft dir, gesund zu bleiben und dich gut zu fühlen. Pflege außerdem deine Haut und versorge sie ausreichend mit Fett und Feuchtigkeit, um sie bestmöglich vor Trockenheit und Wunden durch Kratzen zu schützen.
Für weitere Informationen zum Thema Hauttrockenheit kannst du dir gerne auch mal den Beitrag „Hautpflege & Hautcremes für Menschen an der Dialyse“ anschauen. Dort findest du weitere hilfreiche Tipps zu diesem Thema. In der App findest du auch einige weitere Hilfsmittel & Tipps, die dir bei der Linderung deines Juckreizes helfen können.
Sprich deinen Juckreiz in der Dialyse an
Vor allem bei chronischem Juckreiz, der deinen Alltag belastet, solltest du mit vertrauenswürdigen Personen in deinem Kreis sprechen. Dein behandelndes Ärzte- und Pflegeteam ist dafür Anlaufstelle Nummer 1. Sie unterstützen dich auch dabei die passende Behandlungsmöglichkeit zu finden, um den Juckreiz in den Griff zu bekommen. Sprich bei deinem nächsten Kontrolltermin einfach offen über das Thema und finde mit deinem:r Ärzt:in heraus, ob eine medikamentöse Behandlung für deinen konkreten Einzelfall sinnvoll ist. Gemeinsam mit deinem:r behandelnden Ärzt:in wirst du bestimmt eine passende Lösung finden.
Viele andere Menschen an der Dialyse haben ähnliche Erfahrungen wie du gemacht. Informiere dich und frage nach, wie sie mit dieser Situation zurechtgekommen und umgegangen sind! Schließlich kann dich niemand besser verstehen als jemand, den/die dieselben Sorgen und Symptome beschäftigen. Gehe auf sie zu und sprich mit ihnen.
Dazu zählen nicht nur andere Menschen an der Dialyse, sondern auch deine Pflegekräfte, die jahrelange Erfahrung in ihrer Arbeit gesammelt haben. Vor allem erfahrene Pfleger:innen haben sicherlich den einen oder anderen Alltagstrick parat! Es gibt auch Patientengruppen, die ihre Erfahrungen austauschen. Der Kontakt zu ihnen kann dir helfen, mit dem Juckreiz fertig zu werden und sich weniger allein zu fühlen. Um den Kontakt zu einer solchen Gruppe herzustellen sprich am besten auch mit deinem Dialyseteam oder stöbere in der Mizu-App.
Was kann ich in Vorbereitung auf mein Gespräch mit meinem:r Ärzt:in und meinem Dialyseteam tun?
Um ein gutes Gespräch mit deinem Ärzte- und Dialyseteam führen zu können, bedarf es häufig ein bisschen Vorbereitung. Hier kann dir Mizu’s Juckreiztagebuch weiterhelfen. Damit kannst du unkompliziert deine Symptome und Verläufe dokumentieren, sowie einen kompakten Juckreizbericht für deinen Arzt erstellen.
Darüber hinaus kannst du die in der App beschriebenen Tipps und Tricks im Vorfeld ausprobieren und anschließend mit deinem Dialyseteam besprechen. Sollten diese Tipps nicht ausreichen, stelle dir am besten eine kurze Frageliste für das medizinische Gespräch zusammen:
- Gibt es zusätzliche Möglichkeiten, den Juckreiz bei Nierenerkrankungen zu lindern?
- Was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Behandlungsoptionen?
- Wie finde ich eine für mich geeignete Methode zur Bekämpfung meines Juckreizes?
- Was kann ich tun, falls diese Behandlungen nicht wirken?
Mit einer kurzen Frageliste und Mizu’s Juckreiztagebuch wird es dir nicht mehr schwer fallen, deine Juckreiz Problematik im nächsten Arzt- oder Pflegegespräch auf den Punkt zu bringen und dich optimal vorbereitet zu fühlen.