Fachlich, medizinische Antworten auf die wichtigsten Fragen von Menschen an der Dialyse zu Juckreiz - Juckreizexpertin Prof. Sonja Ständer im Gespräch.
Prof. Dr. Sonja Ständer ist Professorin für Dermatologie und Neurodermitis an der westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Leiterin des interdisziplinären Zentrums für chronischen Juckreiz am Universitätsklinikum Münster. Mit der Mizu-App war sie im Gespräch zu den wichtigsten Fragen rund um chronischen Juckreiz bei Dialyse.
Ich bin Dialysepatient und habe gemerkt, dass es mich regelmäßig juckt. Ist das normal und woher kommt das? Wenn es regelmäßig juckt, d.h. 6 Wochen oder länger, ist das Grund genug, den Dialyse-, Haut- oder Hausarzt aufzusuchen und das Symptom abklären zu lassen. Während der Dialyse kann Jucken durch die eingeschränkte Nierenfunktion auftreten. Es können natürlich auch andere Ursachen vorhanden sein.
Ich muss wegen meiner Dialyse und anderer Krankheiten viele Tabletten jeden Tag zu mir nehmen. Könnte das ein Grund für das Jucken sein? Jucken, kurz- oder langdauernd, kann durch Einnahme von Tabletten oder auch Infusionen entstehen. Hierbei ist der zeitliche Zusammenhang sehr wichtig – daher lohnt es sich die Entstehung und den Verlauf des Juckens zu notieren.
Mehr Infos zum Thema Juckreiz findest du auf der Webseite Sag wenn's juckt.
Oder bestimmte äußere Ursachen? Shampoos, Waschmittel, Kleidung? Im Rahmen von Allergien oder nicht-allergischen Intoleranzen kann es durch Shampoos oder Waschmittel zum Auftreten von Jucken kommen. Im zweiten Fall besteht oft vorher schon eine empfindliche oder trockene Haut, die durch Reinigungsprodukte irritiert werden kann.
Darf ich mich kratzen, wenn es mich sehr juckt? Ich habe mehrmals gehört, ich soll die Haut in Ruhe lassen. Kratzen kann die Haut schädigen, ist aber auf Dauer nicht zu vermeiden. Wer dauerhaft kratzt, sollte sich unbedingt über eine optimale Hautpflege informieren und natürlich das Jucken abklären lassen. Innerliche und äußerliche Therapien gegen Jucken führen auch dazu, dass das Kratzen abnimmt.
Was halten Sie von Cremes gegen den Juckreiz? Und welche Cremes soll ich am besten anwenden (konkrete Wirkstoffe, Inhalte)? Diese gibt es ja meistens freiverkäuflich in der Apotheke. Neben der innerlichen Therapie (mit Tabletten oder Infusionen) ist die äußerliche Therapie und Pflege der Haut sehr wichtig. Die Haut sollte optimal mit Fett und Feuchtigkeit versorgt werden (mehr trinken hat keinen nachweislichen Effekt). Dazu stehen sehr viele verschiedene Pflegeprodukte zur Verfügung. Zusätzliche Inhaltsstoffe wie Menthol, Polidocanol oder Urea können zu einer weiteren Juckreizreduktion führen.
Kann ich sonst etwas zuhause gegen den Juckreiz tun bzw. welche Haushaltstipps können Sie empfehlen? Als erste Hilfe Maßnahme kann man kühle Umschläge oder Duschen anwenden. Eispackungen oder Kratzen mit scharfen Gegenständen wirkt negativ auf die Haut ein und sollte vermieden werden.
Was kann ich tun, damit ich nachts besser schlafen kann und nicht mehr so oft aufwache? Neben den oben genannten Maßnahmen können Entspannungstechniken wie autogenes Training helfen wieder in den Schlaf zu finden. Falls Sie regelmäßig mit Schlafproblemen aufgrund des Juckens zu kämpfen haben, können auch Medikamente helfen.
Wie sollte ich am besten vorgehen, wenn ich bei mir auf der Haut einen Juckreiz merke? Sollte ich meine/n Dialysearzt/ärztin damit ansprechen? Am Anfang kann das Jucken mit Pflegecremes behandelt werden. Manchmal reagiert der Stoffwechsel der Haut auf die Dialyse und die Haut braucht mehr Rückfettung. Sollte das nicht ausreichen, sprechen Sie frühzeitig Ihren Dialysearzt auf das Problem an.
Sollte mein Arzt bestimmte Tests (Blutabnahme) durchführen oder anordnen, wenn ich durchgehend Juckreiz habe? Falls Zweifel über die Ursache des Juckens bestehen, kann eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt werden mit dem Ziel die Ursache des Juckens aufzudecken.
Wozu dient ein Juckreiztagebuch wie das in der Mizu-App bei der Behandlung? Das Tagebuch erfasst die Juckstärke und erlaubt so eine Beurteilung über den Schweregrad des Juckens, damit verbunden die Notwendigkeit einer Therapie und, wenn weitergeführt während einer Therapie, ob diese zu einer Linderung des Juckens führt.
