Die Immunsuppression ist nach deiner Transplantation zwingend erforderlich, um deine Niere vor einer Abstoßreaktion durch deinen Körper zu schützen. Dafür ist die Einnahme von Medikamenten von großer Bedeutung. Durch das Herunterfahren deines Immunsystems sorgen die Medikamente aber auch dafür, dass du einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt bist. Dein Immunsystem akzeptiert also deine neue Niere besser, kann aber weniger gut unerwünschte Keime abwehren.
Keime finden sich auch ganz natürlich in Lebensmitteln. Ohne die künstliche Immunsuppression sind bzw. wären sie für dich nur selten wirklich gefährlich. Nach der Transplantation sieht das anders aus, weshalb vor allem in der Küche und bei der Zubereitung von Lebensmitteln einige wichtige Dinge zu beachten sind. Durch die Einhaltung dieser kleinen Tricks in der Küche, kannst du die Keimbelastung in Lebensmitteln für deinen Körper deutlich reduzieren und dafür sorgen, dass deine neue Niere bestmöglich von deinem Körper angenommen werden kann. Was genau du dafür tun musst, erfährst du im nachfolgenden Artikel. Du wirst sehen, es ist gar nicht so schwer!
Keimarme Ernährung als Grundlage
Ausgangspunkt für die Reduzierung deiner Keimbelastung ist die vermehrte Verwendung von keimarmen Lebensmitteln. Wertvolle Tipps und Hinweise, was du in diesem Zusammenhang beachten solltest, findest du in einer ganzen Reihe diverser Artikel in der Mizu-App.
Generell gilt das Mantra “Clean-seperate-Cook-Chill”. Dieses Sprichwort kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie “Waschen-Separieren-Kochen-Kühlen”. Warum gerade dieses Mantra gut auf die Zubereitung von Speisen nach der Transplantation zutrifft, erfährst du in den folgenden Absätzen.
Putzen & Händewaschen nicht vergessen
Mit diesem einfach umsetzbaren Tipp kannst du schon einen großen Beitrag für deine neue Niere leisten. Wasche vor und nach jeder Essenzubereitung gründlich deine Hände, um Infektionen zu vermeiden. Achte auch darauf, deine Nägel und Fingerkuppen nicht zu vergessen.
Mache das Händewaschen am besten zu einem fixen Ritual, das du vor jeder Zubereitung und dem Verzehr von Speisen fest in deinen Alltag integrierst. Wasche dabei deine Hände mindestens 20 Sekunden lang unter warmem Wasser mit Seife (=Waschen).
Die richtige Zubereitung und Lagerung von Speisen
Mit der richtigen Lagerung und Zubereitung von Speisen kannst du die Verbreitung und das Wachstum von Keimen in Lebensmitteln eindämmen. Bei der Aufbewahrung solltest du darauf achten, dass du die Lebensmittel kühl und dunkel lagerst (=Kühlen). Es lohnt sich zumindest einmal zu schauen, ob dein Kühlschrank bei 4°C oder darunter ist und dein Gefrierschrank unter -17°C Kühlt. Besonders für Käse und Wurst ist es außerdem empfehlenswert, sie in separaten Dosen im Kühlschrank aufzubewahren, um zu verhindern, dass potentielle Keime auf andere Lebensmittel übergehen (=Separieren).
1. Kontrolliere deine Lebensmittel regelmäßig
Kontrolliere deine Lebensmittel regelmäßig, ob sie noch gut sind. Verdorbene oder verschimmelte Produkte solltest du umgehen aussortieren und entsorgen. Mach’ das lieber einmal zu früh als einmal zu spät. Behältnisse und Orte, die mit diesen Lebensmitteln in Kontakt kamen, solltest du anschließend heiß auswaschen (=Waschen), um eine weitere Ausbreitung der Keime zu verhindern.
2. Zubereitung von Fisch, Fleisch & Milchprodukten
Mit Fisch, Fleisch und Milchprodukten solltest du besonders sorgsam umgehen, da sie potentielle Krankheitserreger mitbringen können. Fisch und Fleisch solltest du daher vor dem Verzehr gründlich unter fließendem Wasser abwaschen (=Waschen) und anschließend durchbraten oder kochen (=Kochen). Bei Geflügel solltest du aufgrund der Gefahr von Salmonellen immer darauf achten, es getrennt von den übrigen Lebensmitteln durchzubraten.
Bei der Zubereitung von Tierprodukten solltest du immer darauf achten, dass deren interne Temperatur ausreichend hoch ist. Dafür kannst du beim Garen, ähnlich wie ein Profikoch, ein Lebensmittelthermometer verwenden. Eine Tabelle mit Zielwerten findest du auch weiter unten.
Auch Eier sollten aus diesem Grund nur hartgekocht gegessen werden. Auf Speisen, die rohe Eier enthalten, solltest du lieber komplett verzichten - hier fällt uns leider auch kein Hygienetrick ein, denn roh ist roh. Dazu zählen beispielsweise Mayonnaise oder Tiramisu. Vielleicht findest du aber online das ein- oder andere vegane Alternativrezept, das zum Beispiel auf die Eier komplett verzichtet.
3. Zubereitung von Obst & Gemüse
Bei der Zubereitung von Obst und Gemüse solltest du darauf achten, es nur kurz in einer Pfanne anzudünsten. Anschließend sollte es in einem geschlossenen Topf fertig gegart werden, oder umgekehrt. Beim Kochen mit tiefgekühltem Gemüse ist darauf zu achten, es direkt nach der Entnahme aus der Tiefkühltruhe zu garen. Bei Zimmertemperatur und im Wasserbad können Keime sich gut vermehren. Deshalb solltest du bei Obst und Gemüse darauf achten, die Lebensmittel unter fließendem Wasser zu reinigen und nicht über einen längeren Zeitraum zu wässern. Du solltest außerdem vermeiden, dass die Temperatur deiner zubereiteten Lebensmittel länger zwischen 4 und 60 Grad liegt. Der Grund ist, dass sich Bakterien in Lebensmitteln, deren Temperatur mehr als 2 Stunden in diesem Bereich liegt, besoders gern vermehren.
4. Nüsse & Hülsenfrüchte
Auf Nüsse und Mandeln solltest du in deiner Ernährung eher verzichten. Sie sind häufig nicht sichtbar mit Schimmel befallen und können daher in deinem Körper leicht und schnell Infektionen hervorrufen. Aus diesem Grund solltest du auch bei Müslimischungen und Knabbereien aufpassen, da diese oftmals Nüsse enthalten.
Ähnliches gilt für Hülsenfrüchte. Diese solltest du tendenziell ausreichend gekocht bevorzugen, beispielsweise in Form von Suppen oder Eintöpfen.
Reinigen von Arbeitsflächen & Küchentüchern
Vor allem die Arbeitsflächen der Küche kommen häufig mit Lebensmitteln in Kontakt. Aus diesem Grund ist es sehr sinnvoll, dass du sie regelmäßig und gründlich reinigst. Verwende dafür am besten heißes Wasser und gegebenenfalls etwas Spülmittel. Ganz besonders wichtig ist das nach der Verarbeitung von rohem Fleisch, Fisch oder Gemüse.
Wichtig ist auch die gründliche Reinigung von Töpfen, Pfannen und Geschirr. Um alle Keime loszuwerden, sollten diese bei mindestens 65°C gespült werden. Bedenke bitte außerdem, dass sich auch an Spülbürsten Keime und Bakterien sammeln. Daher solltest du diese in regelmäßigen Zeiträumen wechseln und ebenfalls nach jeder Nutzung mit heißem Wasser säubern. Denk auch daran die Deckel von Konservendosen vor dem Öffnen zu reinigen.
Selbes gilt übrigens auch für Spüllappen und Trockentücher: Wenn du sie regelmäßig wechselst, kannst du so die Ansammlung von Keimen an ihnen vorbeugen. Wasche sie also regelmäßig, am besten als Kochwäsche, mindestens aber bei 65°C. Damit kannst du die Gefahr von Infektionen für dich und deine neue Niere deutlich reduzieren.
Schneidebretter in der Küche
Vor allem bei der Verwendung von Schneidebrettern aus Holz und Plastik solltest du achtsam sein. Durch das Schneiden entstehen kleine Rillen, in denen sich Keime ablagern. Beim Spülen gelingt es meist nicht, diese Keime vollständig zu entfernen. Es bleiben Rückstände, die bei der nächsten Verwendung des Schneidebretts auf die Lebensmittel gelangen können. Am besten geeignet sind daher Schneidebretter, die keine Rillen bilden, z.B. aus Glas oder Stein.
Um nach der Verwendung möglichst viele Keime loszuwerden und das Infektionsrisiko zu minimieren, ist darüber hinaus die Reinigung der Schneidbretter in der Spülmaschine oder mit heißem Wasser und Seife empfehlenswert. Versuche im Optimalfall unterschiedliche Schneidbretter für die Zubereitung von Fleisch, Fisch und Milchprodukten zu verwenden (=Separieren).
Verwendung von Vorlegebesteck
Durch die Verwendung von Servierbesteck kannst du vermeiden, dass Essensreste oder Keime von verschiedenen Tellern in die Lebensmittel gelangen. Das ist vor allem bei Lebensmitteln mit hohem Zuckergehalt, wie Marmeladen oder Honig, wichtig, um die Bildung von Schimmel zu vermeiden. Nimm’ dir die Marmelade oder den Honig also einfach immer mit einem separaten Löffel aus dem Glas. Dadurch bleiben die Lebensmittel länger haltbar und du kannst dich besser vor Infektionen schützen.
Benötige ich jetzt eine sterile Küche?
Du siehst also, dass du mit geringem Aufwand und durch ein paar kleine Tricks viel bewirken kannst. Setzte dich dabei aber nicht zu sehr unter Druck. Du brauchst keinesfalls eine sterile Küche. Wir sprechen ja schließlich auch von „keimarm“ und nicht von „keimfrei“. Versuche die Ratschläge so gut wie möglich umzusetzen, damit tust du deinem Körper etwas Gutes und erreichst gleichzeitig, dass deine neue Niere möglichst lange für dich arbeiten kann. Besonders im ersten Jahr nach deiner Transplantation ist das Infektionsrisiko erhöht, weshalb du in diesem Zeitraum besonders aufpassen solltest. Vor allem die leichten Tricks kannst du dir gleich als Routine aneignen. Du wirst sehen, sobald du dich daran gewöhnt hast, wird es dir gar nicht mehr schwerfallen.