Du musst zuallererst wissen, dass ein langfristiges Leben ohne Nierenfunktion nicht möglich ist. Eine erhebliche Einschränkung deiner Lebensqualität kann bereits nach zwei oder weniger Wochen ohne Nierenfunktion oder Nierenersatztherapie eintreten.
Konservative (=palliative) Therapie
Auch ein Leben ohne Nierenersatzerfahren ist eine Möglichkeit, wenn die Nieren nicht mehr ausreichende Leistung erbringen können. Dann spricht man von einer konservativen oder palliativen Therapie. Ohne Dialyse oder Nierentransplantation zu leben bedeutet, dass du langfristig nicht überleben kannst. Allerdings ist die Überlebenszeit schwierig vorherzusehen. Solltest du ein Leben ohne Nierenersatztherapie in Erwägung ziehen, wird dich dein Nephrologe dabei von medizinischer Seite so gut wie möglich unterstützen. Die Diagnose einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz ist ein gewaltiger Einschnitt in deinem Leben. Am Ende des Tages entscheidest du alleine, wie du mit dieser Diagnose umgehst. Du kannst dich entscheiden keine Nierenersatztherapie oder Nierentransplantation durchzuführen. Da diese Entscheidung über kurz oder lang nicht mit dem Leben vereinbar ist, muss man sicher gehen, dass du alle Informationen, die dich betreffen, bekommen und verstanden hast. Außerdem musst du mindestens einmal mit einem Psychiater gesprochen haben.
Was passiert, wenn ich mich dazu entscheide, nicht zu dialysieren?
Wenn du komplett aufgeklärt bist und es keinen „behandelbaren" Grund gibt, weshalb du kein Nierenersatzverfahren oder eine Nierentransplantation möchtest, werden dein Nephrologe und sein Team dich bei dem Ziel einer bestmöglichen Lebensqualität vor dem Hintergrund deiner persönlichen Entscheidung unterstützen. Fakt ist, dass du ohne Nierenersatzverfahren nicht überleben wirst. Die mittlere Überlebenszeit ist individuell variabel und nicht vorhersagbar. Es kann auch medizinische Gründe geben warum eine Nierenersatztherapie oder eine Nierentransplantation nicht möglich sind. Wenn dein Nephrologe dies mit dir besprochen hat, wird sein ganzes Team sich darum bemühen,dass du die bestmögliche Lebensqualität behältst.
Palliative Therapie ist mehr als nur Medizin
Die Entscheidung, eine Behandlung ohne Nierenersatztherapie fortzuführen bezeichnet man als „konservative Therapie". Der Begriff „palliativ" kommt dabei davon, dass Pallium auf Latein Mantel bedeutet. Diese Alternative zu Nierenersatztherapien umfasst nicht nur medizinische Aspekte. Sie beinhaltet auch die seelische, soziale und spirituelle Begleitung einer Person.
Ist eine konservative Therapie empfehlenswert?
Du solltest wissen, dass die im medizinischen und pflegerischen Bereich tätigen Personen dir tendenziell zur Nierenersatztherapie oder einer Nierentransplantation raten werden, sofern dies medizinisch vertretbar ist. Die Entscheidung für eine konservative Therapie sollte erst nach intensiven Gesprächen mit deinem Nephrologen / deiner Nephrologin getroffen werden. Bitte sprich immer mit deine:r Nephrolog:in, wenn du dir eine palliative Therapie überlegst, damit er/sie mit dir alle Optionen genau durchgehen kann.