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Du hast eine Nierenfunktionseinschränkung und einen ausgeprägten Kinderwunsch? Du bist dir aber unsicher, ob eine Schwangerschaft unter den Umständen möglich ist? Dieser Artikel informiert dich darüber, was du beachten musst und welche Schwierigkeiten und Komplikationen auftreten können. Außerdem erfährst du, was die Unterschiede sind im Vergleich zu dialysepflichtigen Frauen oder Frauen nach einer Nierentransplantation.
Here's what you need to know
Das solltest du wissen
Ecco cosa c'è da sapere
Voici ce qu'il faut savoir
Esto es lo que debe saber
  • Eine Schwangerschaft bei bestehender Niereninsuffizienz ist grundsätzlich möglich, jedoch nimmt die Fruchtbarkeit mit steigenden Kreatininwerten im Blut ab und gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftskomplikationen an
  • Um die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen und das Komplikationsrisiko so gering wie möglich zu halten, sollte eine Schwangerschaft bei Nierenfunktionseinschränkung möglichst im Vorhinein geplant werden
  • Da es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt, wirst du öfter als andere Schwangere zu Kontrollterminen gehen müssen - bis zur 30. Schwangerschaftswoche alle zwei Wochen und danach einmal wöchentlich
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Kann ich mit einer bestehenden Niereninsuffizienz überhaupt schwanger werden?

Die gute Nachricht schon einmal vorab: ja, grundsätzlich kannst du auch bei bestehender Nierenfunktionseinschränkung schwanger werden. Allerdings beeinflusst die Nierenfunktion die Fruchtbarkeit der Frau. Ein typischer Laborwert, mit dem man die Funktion deiner Niere kontrollieren kann, ist die Menge an Kreatinin in deinem Blut (=Serumkreatinin). Kreatinin ist eigentlich ein “Abfallprodukt” in deinem Körper, das bei der Energiegewinnung deiner Muskeln anfällt und normalerweise über deine Nieren ausgeschieden wird. Funktionieren deine Nieren nicht mehr so wie früher, können sie dein Blut nicht mehr so gut von Kreatinin reinigen. Deswegen bleibt mehr Kreatinin im Blut zurück und der Serumkreatinin-Wert steigt. Normalerweise liegt dieser Wert bei Frauen zwischen 0,5 und 0,9 mg/dL. Ist deine Nierenfunktion chronisch (>6 Monate) eingeschränkt, so ist deine Wahrscheinlichkeit Schwanger zu werden oft auch etwas niedriger.

Gleichzeitig ist das Risiko für Komplikationen - sowohl für das ungeborene Kind als auch für die Mutter - erhöht. Deshalb wird Frauen mit beeinträchtigter Nierenfunktion empfohlen, die Schwangerschaft möglichst im Vorhinein zu planen. Dazu nimmst du am besten Kontakt zu einem sogenannten Pränatalzentrum (=”Vorgeburtszentrum”) auf, indem Gynäkolgen:innen, Nephrologen:innen und Neonatologen:innen eng zusammenarbeiten und dich bestmöglich beraten können. Dein behandelndes Ärzteteam sollte dir bei der Suche nach einem solchen Zentrum mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Wie viele Schwangere haben eine Nierenschwäche?

Statistisch gesehen haben bis zu 3 % der Frauen im gebärfähigen Alter eine eingeschränkte Nierenfunktion (=Chronic Kidney Disease, CKD). Der Anteil schwangerer Frauen mit eingeschränkter Nierenfunktion liegt in etwa genau so hoch. Du siehst also, eine chronische Nierenkrankheit ist noch lange kein Grund dafür, dass du kein Kind austragen kannst. Sprich im Optimalfall also mit deinem Ärzteteam, um deine Familienpläne medizinisch abzustimmen und eine mögliche Schwangerschaft optimal auf deine eingeschränkte Nierenfunktion abstimmen zu können.

Welche Risiken gibt es bei einer Schwangerschaft mit Nierenschwäche?

Du weißt jetzt, dass eine Schwangerschaft bei bestehender Nierenschwäche grundsätzlich möglich ist. Unter diesen Voraussetzungen gilt sie jedoch als sogenannte Risikoschwangerschaft, die engmaschig kontrolliert werden sollte. Grundsätzlich ist eine Risikoschwangerschaft nicht gleich ein Grund, dass du dir Sorgen machen solltest. Es bedeutet erstmal nur, dass das Risiko für Komplikationen erhöht ist. Das gilt beispielsweise auch für Frauen mit Zuckerkrankheit (=Diabetes Mellitus) oder bei Mehrlingsschwangerschaften (z.B. Zwillinge). Zu den Gefahren für das ungeborene Kind zählen vor allem eine erhöhte Rate an Frühgeburten und Fehlgeburten, sowie ein niedriges Geburtsgewicht.

Für die Mutter kann es im Rahmen der Schwangerschaft zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion und der Blutdruckwerte kommen. Es besteht außerdem ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnungsstörungen wie die Bildung von Blutgerinnseln (=Thrombosen), das allerdings generell in der Schwangerschaft erhöht ist.

Darüber hinaus ist das Risiko eine Präeklampsie zu entwickeln bei Frauen mit Niereninsuffizienz in der Schwangerschaft erhöht. Keine Sorge, dieses Wort spricht beim ersten Mal niemand korrekt aus. Umgangssprachlich spricht man dabei deshalb auch von einer “Schwangerschaftsvergiftung”. Erste Anzeichen sind Bluthochdruck (=Hypertonie), sowie Eiweiß in deinem Urin (=Proteinurie). Eine Präeklampsie stellt ein zusätzliches Risiko für Komplikation während der Schwangerschaft dar - sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Unabhängig von der Nierenfunktion entwickeln jedoch drei bis sieben Schwangere von 100 eine Präeklampsie. Wie du siehst, birgt die Schwangerschaft an sich gewisse Risiken, die ganz unabhängig von deiner Nierenfunktion sind. Trotzdem kommen die allermeisten Kinder völlig gesund auf die Welt. Lass dich also nicht entmutigen!

Auf welche Blutwerte sollte ich in Bezug auf eine Schwangerschaft bei Nierenkrankheit achten?

Um das persönliche Risiko für Schwangerschaftskomplikationen abschätzen zu können, helfen ein paar wichtige Parameter. Ein paar der Laborwerte sind dir wahrscheinlich schon ein Begriff. Keine Sorge, bei der Interpretation dieser Werte hilft dir mit Sicherheit dein nephrologisches Team.

1. Kreatinin & GFR

Zur Abschätzung des Risikos einer Schwangerschaft bei bestehender Niereninsuffizienz wird vor allem der Kreatininwert im Blut verwendet. Wie eingangs erwähnt ist Kreatinin ein Abbauprodukt, das bei natürlichen Vorgängen in deinem Körper anfällt und dann über deine Niere ausgeschieden wird. Die Logik ist ganz einfach: Wenn die Funktion der Niere abnimmt, steigt daher die Menge an Kreatinin im Blut an. Wie du wahrscheinlich schon weißt, wird die Ausprägung der Nierenfunktionsschwäche unter anderem anhand der sogenannten GFR (=Glomeruläre Filtrationsrate) eingeteilt. Das ist ein berechneter Wert, der zeigt wie viel Blut pro Minute von deiner Niere gereinigt wird. Je höher der ist, desto besser. In der Schwangerschaft arbeitet dein Körper aber ja für zwei Lebewesen. Im Zuge dessen kommt es zu verschiedenen Anpassungen. So ist es zum Beispiel ganz normal, dass deine Niere im Laufe der Schwangerschaft stärker durchblutet wird. Dadurch erhöht sich automatisch dein GFR-Wert. Nach dem Motto: Wenn mehr Blut durchfließt, kann auch mehr gereinigt werden. Das hat aber in diesem Fall nichts damit zu tun, dass deine Nierenfunktion wirklich besser wird. Die GFR wird meistens durch komplizierte Formeln anhand deines Kreatinins, Geschlechts und deinem Alter errechnet (das nennt man dann eGFR). Diese Formeln wurden aber nicht speziell für schwangere Patientinnen gemacht und können daher in der Schwangerschaft falsche eGFR Werte liefern.

2. Kreatinin-Clearance

Da dein errechneter GFR-Wert durch eine Schwangerschaft verfälscht werden kann, spielt die sogenannte Kreatinin-Clearance eine größere Rolle. Bei der Berechnung der Kreatinin-Clearance wird die Menge an ausgeschiedenem Kreatinin im Urin über 24 Stunden berücksichtigt. Es wird also gemessen, wie viel Kreatinin an einem ganzen Tag über deinen Harn den Körper verlässt. Diese Messung ermöglicht trotz Schwangerschaft eine relativ genaue Berechnung der GFR und damit auch eine Einschätzung deiner Nierenfunktion.

3. Eiweiß im Urin (=Proteinurie)

Außerdem wird die Menge an Eiweiß in deinem Urin verwendet, um dein individuelles Risiko für Schwangerschaftskomplikationen abzuschätzen. Denn auch dieser Wert gibt Auskunft über deine Nierenfunktion.

4. Blutdruck

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der den Erfolg deiner Schwangerschaft beeinflusst, ist der Blutdruck. Optimalerweise sollte dein Blutdruck im Normalbereich liegen, das heißt unter 135/85 mmHg. Blutdruckwerte über 140/90 mmHg sollten in jeden Fall mit deinem Ärzteteam besprochen werden. Es gibt ganz bestimmte Blutdruckmedikamente, die du während der Schwangerschaft nehmen darfst. Die, die du vor der Schwangerschaft genommen hast gehören meist nicht dazu. Daher ist besonders wichtig schon vor der Schwangerschaft, aber spätestens sobald du weißt, dass du schwanger bist, deine Medikamente von deinem Ärzteteam anpassen zu lassen.

Wie kann ich den Erfolg meiner Schwangerschaft verbessern?

Wie du siehst, hängt das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen stark von deiner Nierenfunktion ab. Wenn du einen Kinderwunsch verspürst, sprich möglichst früh mit dein:er Nephrolog:in. Dann könnt ihr gemeinsam die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen und dadurch die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöhen. Am besten nimmst du sogar - wie am Anfang bereits erwähnt - Kontakt zu einem Pränatalzentrum auf, in dem Ärzt:innen aus verschiedenen Fachrichtungen eng zusammenarbeiten um dich optimal zu begleiten.

Da eine Schwangerschaft bei bestehender Niereninsuffizienz als Risikoschwangerschaft gilt, wirst du etwas häufiger zu Kontrollterminen gehen müssen als andere Schwangere. Genauer gesagt finden die Kontrollen bis zur 30. Schwangerschaftswoche alle 2 Wochen statt und danach einmal wöchentlich. Dort werden vor allem deine Nierenfunktion, dein Blutdruck und das Wachstum deines Kindes - oder bei Mehrlingen deiner Kinder - überwacht. So können mögliche Herausforderungen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Aber auch du kannst aktiv zu einer erfolgreichen Schwangerschaft beitragen, indem du einen möglichst gesunden Lebensstil verfolgst. Dazu gehört regelmäßige Bewegung (sofern von deinem Ärzteteam nicht anders empfohlen), gesundes Essen, ausreichend Schlaf und selbstverständlich der Verzicht auf Rauchen und Alkohol. All das hat zusätzlich einen positiven Effekt auf deinen Blutdruck, der eine große Rolle bei der Entstehung von Schwangerschaftskomplikationen bei Niereninsuffizienz spielt. Solltest du zusätzlich Medikamente zur Blutdrucksenkung oder aus anderen Gründen einnehmen, vergewissere dich bitte bei dein:er behandelnden Ärzt:in, dass diese auch während einer Schwangerschaft eingenommen werden dürfen.

Schwangerschaft bei Dialyse und nach Nierentransplantation

Versagen die Nieren (fast) vollständig, erfolgt in den meisten Fällen eine Nierentransplantation. Ist kein geeignetes Organ vorhanden oder eine Transplantation aus einem anderen Grund nicht möglich oder erwünscht, übernimmt die Dialyse die Reinigung des Blutes. Welche Auswirkungen kann das dann später auf eine Schwangerschaft haben?

Eine Schwangerschaft bei dialysepflichtigen Frauen im Vergleich zu Frauen mit beispielsweise geringgradiger Niereninsuffizienz ist viel seltener. Grund dafür ist die deutlich reduzierte Fruchtbarkeit bei Frauen mit Nierenversagen. Nur etwa ein Zehntel der dialysepflichtigen Frauen im gebärfähigen Alter produzieren noch gesunde Eizellen. Zudem nimmt das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen im Vergleich zu frühen Stadien der Niereninsuffizienz noch einmal deutlich zu.

Erfolgt eine Nierentransplantation, verbessert sich die Situation: Die Fruchtbarkeit steigt und ca. 33 pro 1000 der nierentransplantierten Frauen im gebärfähigen Alter werden schwanger (im Vergleich zu 100 pro 1000 der Nierengesunden Frauen). Dennoch gilt auch eine Schwangerschaft unter diesen Bedingungen nach wie vor als Risikoschwangerschaft. Denn es besteht immer noch eine höhere Wahrscheinlichkeit für Frühgeburten und für die Entwicklung einer Präeklampsie. Zusätzlich zu den Gefahren für Mutter und Kind besteht die Gefahr, dass die gespendete Niere vom Körper abgestoßen wird. Um die Risiken für Mutter, Kind und die neue Niere zu reduzieren, sollte eine Schwangerschaft frühestens ein bis zwei Jahre nach erfolgreicher Organtransplantation erfolgen und die Nierenfunktion bestmöglich optimiert werden (idealerweise Kreatininwert <1,5 mg/dL).

Außerdem müssen Menschen mit einer transplantierten Niere ein Leben lang relativ starke Medikamente - sogenannte Immunsuppressiva - einnehmen. Diese verhindern, dass die Niere vom eigenen Körper attackiert und abgestoßen wird. Für Schwangere gibt es besondere Empfehlungen, welche Immunsuppressiva eingenommen werden dürfen. Daher sollte auch eine Schwangerschaft nach erfolgreicher Nierentransplantation frühzeitig geplant werden.

Wie du siehst, bist du mit deinen Fragen und Sorgen nicht allein. Zögere also nicht, dich bei deinem:er behandelnden Nephrologen:in eingehend zu informieren, wenn du planst bei Nierenschwäche schwanger zu werden.

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Dr. Diego Parada Rodriguez (de)
Facharzt in Ausbildung für Nephrologie
References
References
References
References
References
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  • Gilbert, SJ. et al (2022). National Kidney Foundation Primer on Kidney Diseases (8. Aufl.). Elsevier.
  • Rebecca Rojas, MDBiff F Palmer, MD. Sexual and reproductive health after kidney transplantation. In: UpToDate, Post, TW (Ed), UpToDate, Waltham, MA, 2023.
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