Was ändert sich bei mir durch die Nierenerkrankung?
Die Nieren sind im Körper für die Urinproduktion zuständig. Bei Nierenkrankheit klappt das nicht mehr so richtig. Bevor du anfängst zu dialysieren, entsteht deshalb ein Überschuss an Wasser in deinem Körper. Dieses kann nämlich durch die kranke Niere nicht mehr ausgeschieden werden. In anderen Worten, dein Wassertank im Körper füllt bzw. überfüllt sich. Ist die Wassereinlagerung sehr stark, wird sie sogar sichtbar und es lassen sich Dellen an den Unterschenkeln eindrücken - dann spricht ein Arzt von Ödemen. Auch wenn sich nicht jeder bei zu viel Wasser im Körper gleich schlecht fühlt, würde das nach ein paar Monaten oder Jahren zu ernsten Herzproblemen führen.
Was macht die Dialyse mit meinem Flüssigkeitshaushalt?
Mit Beginn der Dialysetherapie wird es möglich, den Wasserüberschuss durch die Behandlung zu entfernen. Das Verfahren dazu nennt man Ultrafiltration. Dein Körpergewicht wird durch die Dialyse reduziert, weil deinem Körper Wasser entzogen wird. Zeichen der Flüssigkeitsüberladung wie Ödeme oder Atemnot sollten dann auch verschwinden. Wenn du nur noch eine eingeschränkten oder gar keine Urinausscheidung hast, ist es sehr wichtig, dass du Flüssigkeit nur noch kontrolliert aufnimmst - trotz der Dialyse.
Wieso muss ich mich als Dialysepatient wiegen?
Durch regelmäßiges Wiegen kannst du relativ gut feststellen, wieviel Wasser du ungefähr in deinem Körper hast - es geht also vor allem darum, dass du deine Trinkmenge kontrollierst. Wie du beobachten kannst, ist dein Gewicht normalerweise direkt nach der Dialyse am niedrigsten. Deinem Körper wurde da nämlich direkt davor - also während der Dialyse - Wasser entzogen. Idealerweise sollte zu dem Zeitpunkt dein Gewicht möglichst nah an dem mit deinem Arzt festgesetzten Trockengewicht (= Sollgewicht) sein. Bis zur nächsten Dialyse steigt es vor allem durch Flüssigkeitszufuhr wieder an - je weniger, desto besser.
Spüre ich, dass ich zu viel Wasser im Körper habe?
Manche Dialysepatienten bekommen mit der Zeit ein gutes Gefühl für die Wassermenge in ihrem Körper. Andere tun sich bei der Abschätzung auch nach Jahren noch eher schwer. Egal zu welcher Gruppe du gehörst, es ist wichtig, dass du dich trotzdem abwiegst, damit du möglichst genau verstehst, wieviel du getrunken hast. Ich weiß, deine Nephrologen und Dialyseteams nerven da oft schon sehr hartnäckig, aber du musst verstehen: Du tust vor allem dir selbst etwas Gutes und vermeidest Nebenwirkungen und Folgeprobleme.
Sollte ich mich auch zuhause wiegen?
Das regelmäßige Wiegen sollte am besten zu deiner Routine werden. An Dialysetagen machst du es ja ohnehin zweimal. Aber auch an den dialysefreien Tagen solltest du dich idealerweise wiegen. Mach' es einfach zu deiner Routine, beim Zähneputzen immer auf die Waage zu steigen! Besonders an einem „Dialysewochenende" mit zwei dialysefreien Tagen in Folge, ist es superwichtig, dass du dein Gewicht im Griff hast. Es gibt Studien, dass die meisten gesundheitlichen Probleme wegen Flüssigkeit bei Dialysepatienten am Montag und Dienstag, also nach dem langen Wochenende auftreten. Dafür gibt es keinen anderen Grund als der längere Zeitraum. Es ist also umso wichtiger auf die Trinkmenge aufzupassen, je länger das Intervall zwischen den Dialysen ist. Aber wer weiß, vielleicht liegt es ja daran, dass Sonntag einfach ein „gesünderer" Wochentag ist?
Wieviel darf mein Gewicht schwanken?
Internationale Richtlinien empfehlen, dass dein Gewichtsanstieg zwischen zwei Dialysen maximal 4% deines Trockengewichts betragen sollte. Wenn dein Trockengewicht also bei 70 Kilo ist, dann sollte die Gewichtszunahme zwischen zwei Dialysen maximal 2,8 Kilo betragen. Im Logbuch deiner Mizu-App kannst du auf eine simple und rasche Art deine Gewichtsveränderungen genau dokumentieren.
Wieviel darf ich jetzt also pro Tag trinken?
Die europäischen Best-Practice Richtlinien empfehlen maximal einen halben Liter über deiner Urinmenge pro Tag zu dir zu nehmen. Wenn du noch eine Restharnausscheidung hast, dann kann der Wert entsprechend nach oben angepasst werden. Konkret kannst du zum Beispiel bei 500 ml Restharnausscheidung insgesamt 1 Liter pro Tag trinken. Hast du keinen Urin mehr, solltest du maximal 500 ml pro Tag trinken. Pass' bitte vor allem im heißen Sommer auf und trink' da vielleicht etwas mehr. Jeder weiß, dass die Trinkvorgaben bei Menschen an der Dialyse oft eine große Herausforderung sind.
Was habe ich davon, wenn ich mich so oft wiege und weniger trinke?
Es besteht kein Zweifel, dass eine Dialyse weniger Nebenwirkungen verursacht (Blutdruckabfall, Gefühl der Erschöpfung, Muskelkrämpfe), wenn die Gewichtsschwankungen gering sind. Deinem Körper wird dann nämlich nur weniger Wasser entzogen - die Dialyse ist also „sanfter". Auch zeigen Studien, dass die Lebensqualität und das Risiko für ernsthafte, teil lebensgefährdende Nebenwirkungen reduziert ist, wenn sich dein Gewichtsanstieg zwischen den Dialysen in geregeltem Ausmaß bewegt. Regelmäßiges Abwiegen ist dafür ein besonders wichtiger Baustein.
Was soll ich tun, wenn ich mich zuhause wiege und zu viel wiege?
Wenn du dich abwiegst und dein Körpergewicht erhöht ist, solltest du eine Sache vor allem nicht tun: weniger essen. Es bringt nichts an dieser Stelle dein erhöhte Wassereinlagerung durch reduzierte Nahrungsaufnahme zu kompensieren. Ganz im Gegenteil bringst du nämlich damit nicht nur deinen Flüssigkeitshaushalt, sondern womöglich auch Phosphor-, Kalium, und Eiweißlevel in deinem Körper aus dem Gleichgewicht. Also: Unterscheide zwischen Gewichtszunahme durch Flüssigkeit und üblicher Nahrung!
Wenn du deutlich zu viel wiegst (je nach Körpergewicht, mehr als 3-4 Liter über deinem Trockengewicht), solltest du dich mit deinem Dialysezentrum in Verbindung setzen. Sie werden mit dir besprechen, was zu tun ist. Wenn du schlecht Luft bekommst ruf bitte die Rettung.
Kann ich mehr trinken, wenn ich mehr schwitze?
Ja! Auch wenn alle immer nur vom Trinken reden, vergiss' nicht, dass es nur indirekt ums Trinken geht. Dein Körper lässt Flüssigkeit ja auch über die Haut hinaus, wenn er schwitzt. Mehr Sport und regelmäßige Saunagänge erlauben dir also, an den Tagen mehr zu trinken. Unterm Strich kommt es ja darauf an, wieviel Flüssigkeit in deinem Körper zu viel ist und nicht unbedingt, wieviel du trinkst.
Probier' doch mal, dein Gewicht einfach regelmäßig in der Mizu-App zu dokumentieren. Das ist der erste und wichtigste Schritt, um deine Flüssigkeitsschwankungen in den Griff zu bekommen.