Egal ob bei dir eine frische Nierenschwäche festgestellt wurde, du an der Dialyse bist oder vielleicht sogar eine neue Niere erhalten hast - in diesem Zusammenhang wurde bestimmt schon einmal deine sogenannte Albumin-Kreatinin-Ratio (=AKR) bestimmt. Einfach gesagt, wird über diesen Wert bestimmt, wie viel Eiweiß sich in deinem Urin befindet. Manchmal wird dieser Wert auch als ACR abgekürzt - an seiner Bedeutung ändert das jedoch nichts.
Dieser Wert spielt eine entscheidende Rolle in der Beurteilung und Einstufung deiner Nierenfunktion und wird daher von deinem Ärzteteam bei der Diagnosestellung bestimmt. Anhand der AKR kann der Erfolg deiner aktuellen Therapie der Nierenkrankheit überwacht werden, um so die Therapie bei Bedarf anpassen zu können. Je nachdem, wie der initiale Wert der AKR bei der Diagnosestellung ist, wird er auch im Verlauf regelmäßig von deinem Ärzteteam geprüft.
Der Name, der sich hinter diesem wichtigen Laborwert versteckt, ist ja fast ein Zungenbrecher und verrät auf den ersten Blick nur wenig über seinen genauen Nutzen. In diesem Artikel erfährst du deshalb alles über die AKR, die Relevanz dieses Laborwerts und was er dir über die Funktion deiner Niere:n verrät.
Warum sind die Niere:n so wichtig?
Deine Niere:n übernehmen in deinem Körper eine Reihe verschiedener Aufgaben. Sie bilden Hormone, wie Erythropoetin (= EPO), das die Bildung neuer roter Blutkörperchen anregt. Außerdem regulieren sie deinen Blutdruck und deinen Wasserhaushalt. Zudem filtern sie Schadstoffe aus deinem Blut, die bei zu hoher Konzentration zu einer Gefahr für deine Gesundheit werden können.
Daher wird die Niere auch oft als der Hausmeister oder der Filter deines Körpers bezeichnet. Sie scheidet aus, was im Laufe des Tages an Abfall- oder Abbauprodukten in deinem Blut anfällt. Um dieser Funktion nachzukommen, fließt pro Tag eine Menge Blut durch deine Niere:n. Aus diesem Blut wird dein Urin gefiltert, der alle Schadstoffe und Abbauprodukte enthält, die dann später beim Wasserlassen ausgeschieden werden.
Was genau ist die AKR?
Die AKR liefert wichtige Informationen über mögliche Schäden an deine:n Niere:n. Sie tut das, indem sie bestimmt, wie viel Albumin im Verhältnis zu Kreatinin in deinem Urin vorkommt. Im Lauf dieses Artikels erklären wir dir diese beiden Werte und ihren Zusammenhang im Detail. Einfach gesagt, verrät die AKR deinem Ärzteteam wie viel Eiweiß (= Protein) sich in deinem Urin befinden. Aber worum handelt es sich bei Albumin nun eigentlich genau?
1. Albumin
Albumin ist ein Protein, das in der Leber gebildet wird. Es ist ein Plasmaprotein, was bedeutet, dass es vor allem in deinem Blut vorkommt. Neben deinem Blut befindet sich Albumin auch in deinem Schweiß, in deiner Tränenflüssigkeit oder in deinem Speichel. In deinem Blut dient Albumin vor allem als Transportprotein für wichtige Stoffe, wie Calcium, Magnesium, Hormone oder Medikamente.
Normalerweise befindet sich nur wenig Albumin in deinem Urin. Über einen Tag hinweg überschreitet der Wert bei einem nierengesunden Menschen in der Regel nicht mehr als 30 mg. Der Rest des Albumins in deinem Blut gelangt nicht durch den Nierenfilter in deinen Urin.
2. Albuminurie
Bei möglichen Schäden an deine:n Niere:n können vermehrt Proteine - und damit auch Albumin - in deinen Urin gelangen. In diesem Fall spricht man also von einer sogenannten Albuminurie. Man kann sich den Nierenfilter wie 3 übereinander liegende Siebe vorstellen. Ist ein Sieb beschädigt und hat größere Löcher, dann kann mehr Albumin hindurch gelangen. Die Menge an Albumin in deinem Urin kann als Gradmesser für die Gesundheit deiner Niere:n und deren Funktion verwendet werden.
Wie wird die AKR gemessen?
Bei der Messung der AKR und der Bestimmung einer möglichen Albuminurie kommt nun der zweite Baustein, das sogenannte Kreatinin, ins Spiel. Kreatinin ist ein Abbauprodukt aus dem Muskelstoffwechsel und wird über deinen Urin ausgeschieden. Wie der Name bereits verrät, wird bei der AKR über den Tag hinweg die Menge an Albumin im Urin in Relation zu Kreatinin im Urin bestimmt. Die Einheit der AKR ist demnach in der Regel mg/g Kreatinin.
Die AKR beschreibt also, wie viel Milligramm (=mg) Albumin im Verhältnis zu Gramm (=g) Kreatinin über den Tag in deinem Urin landen. Der Wert kann übrigens entweder über einen Tag hinweg oder zu einem spontanen Zeitpunkt bestimmt werden. Bei einer typischen Messung über einen Tag wird ein Sammelurin über 24 Stunden benötigt. In diesem Fall sammelst du – wie der Name vermuten lässt - über einen Tag deinen Urin in einem dafür vorgesehenen Gefäß. Das erhältst du in der Regel von deinem Ärzteteam. Über diesen Sammelurin wird dann im Labor deine AKR bestimmt.
Die Konzentration von Albumin in deinem Urin wird im Verhältnis zu Kreatinin berechnet, um den Einfluss deiner Urinmenge (= Verdünnung) auf die Konzentration von Albumin im Urin so gering wie möglich zu halten. Die Ausscheidung von Kreatinin ist in der Regel konstant und beträgt etwa 1 g pro Tag. Durch die Berechnung der Konzentration des Albumins im Verhältnis zu Kreatinin in deinem Urin kann der Einfluss deiner Urinmenge auf die Konzentration von Albumin im Urin reduziert werden.
Welche Werte sind für die AKR normal?
Ein normaler Wert für deine AKR liegt bei unter 30 mg/g Kreatinin. Das bedeutet, dass auf 1 g Kreatinin in deinem täglichen Urin maximal 30 mg Albumin kommen. Werte von über 30 mg/g können auf eine Nierenschädigung hinweisen. Je höher die AKR ist, desto höher ist in der Regel auch das Risiko, dass eine bestehende Nierenkrankheit schneller voranschreitet. In diesem Fall spricht man häufig von einem erhöhten Progressionsrisiko. Aus diesem Grund wird bei einer erhöhten AKR oft direkt ein:e Nephrolog:in zur Behandlung der Nierenerkrankung mit ins Boot geholt - falls das zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfolgt sein sollte.
Bei Werten zwischen 30 und 300 mg/g Kreatinin spricht man von einer Mikroalbuminurie. Im Gegensatz dazu spricht man bei über 300 mg/g Kreatinin von einer Makroalbuminurie. In der folgenden Tabelle haben wir die einzelnen Stadien der Albuminurie nach der aktuellen Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO)-Leitlinie eingeteilt:
Wovon hängt die AKR ab?
Wie bereits erwähnt, kann eine Albuminurie durch eine Schädigung einzelner Bestandteile deiner Niere:n und ihrer Filter zustande kommen. Neben deiner Niere:n gibt es allerdings auch eine Reihe anderer Faktoren, die Einfluss auf die AKR haben können.
Eine vorübergehende Erhöhung deiner AKR Werte kann zum Beispiel durch körperliche Belastung, Infektionen, Bluthochdruck oder bestimmte Medikamente ausgelöst werden. Daher ist es wichtig, die AKR immer in Verbindung mit anderen Laborwerten und deinem gesundheitlichen Gesamtzustand zu betrachten, um so den korrekten Grund für abweichende Werte zu erkennen. Zudem können auch andere Faktoren wie das Alter, das Geschlecht und deine Körperzusammensetzung (vor allem die Menge an Muskelmasse) Einfluss auf deine AKR nehmen. Zusätzlich kann deine AKR über den Tag hinweg schwanken und es empfiehlt sich daher den Urin immer zur selben Zeit zu sammeln.
Warum ist die AKR so wichtig?
Die AKR gehört zur absoluten Basisdiagnostik bei Verdacht auf eine Nierenerkrankung. Ist die AKR erhöht, wird sie in der Regel im Verlauf immer wieder gemessen, um so Veränderungen genau im Blick zu behalten. Das liegt daran, dass die AKR Aufschluss über den aktuellen Gesundheitszustand deiner Niere:n gibt. Veränderungen und vor allem eine Zunahme der Albuminurie können ein Hinweis auf ein schnelles Fortschreiten (=Progress) einer bestehenden Nierenschwäche sein. Die AKR dient also sowohl als Parameter in der (Früh)erkennung von Nierenerkrankung, als auch als wichtiger Laborwert in der Verlaufskontrolle.
Stabile Werte für die AKR und andere wichtige Laborwerte für deine Nierenfunktion (z.B. Kreatinin, eGFR, etc.) sprechen dafür, dass die aktuelle Therapie deiner Nierenerkrankung gut zu funktionieren scheint.
Wie kann ich meine AKR beeinflussen?
Genau wie deine Nierenfunktion, kannst du auch deine AKR selbst teilweise aktiv beeinflussen. Dafür eignen sich die selben Maßnahmen, die deine Niere:n generell fit und gesund halten. Einige dieser Punkte sind:
- Bewusste Ernährung, entsprechend den jeweiligen Vorgaben für das Stadium deiner Nierenkrankheit
- Regelmäßige und pünktliche Einnahme deiner Medikamente
- Ein gesundes und stabiles Gewicht
- Ausreichend Sport und Bewegung
- Gesunde Blutdruck- und Blutzuckerwerte
Zu den gelisteten Themen findest du eine Vielzahl weiterer Informationen in anderen Funktionen und Inhalten der Mizu App. Bei Fragen zu deinen Laborwerten und rund um die Gesundheit deiner Niere:n kannst du dich auch immer an dein Ärzteteam wenden.