Wasser marsch! Trinkempfehlungen für Transplantierte

Wenn du eine neue Niere erhältst und diese richtig arbeitet, ist sie auch für die Urinproduktion zuständig. Sie filtert aus dem Blut überschüssige Mineral- und Giftstoffe und leitet diese dann durch den Harn aus dem Körper ab. So verhindert deine neue Niere, dass Abfallprodukte und überschüssiges Wasser in deinem Körper verbleiben. Ebenso schützt sie deinen Körper vor Wassereinlagerungen (= Ödeme) oder Bluthochdruck.

Vor der Transplantation hat diesen Job teilweise die Dialyse übernommen. Da gerade die Hämodialyse - anders als deine Niere - das Wasser nicht regelmäßig, sondern nur punktuell (z.B. alle 2 Tage) aus deinem Körper entfernte, galt hier wahrscheinlich für dich eine Trinkmengenbeschränkung. Die gute Nachricht: wenn deine neue Niere richtig funktioniert, dann existiert nach der Transplantation normalerweise auch keine Trinkmengenbeschränkung mehr!

Wie produziert meine neue Niere Urin?

Deine neue Niere wurde, anders als deine alten Nieren, im Rahmen der Operation wahrscheinlich in das sogenannte “kleine Becken” eingebracht. Hier sitzen auch deine Harnblase und dein Enddarm (= Rektum). Der Vorteil dieser Lage ist die leichtere Zugänglichkeit während der Operation. Außerdem kann deine neue Niere dort direkt an deine Beckengefäße angeschlossen werden. Sie wird also über die Beckenarterien mit deinem Blutkreislauf verbunden, um dein Blut zu reinigen.

Nach der Reinigung des Bluts durch deine neue Niere fließt es über deine Beckenvene, zurück in den Blutkreislauf. Aber was passiert nun mit dem ganzen Urin, den deine neue Niere aus deinem Blut gefiltert hat? Dafür schließt der/die Operateur:in bei deiner Transplantat-OP deinen Harnleiter an deine neue Niere an. Dieser verbindet deine neue Niere mit deiner Harnblase. So kann der Urin also wieder abfließen und wird, wie gewohnt, ausgeschieden.

Wie viel sollte ich jetzt trinken?

Eine pauschale Aussage über deine Trinkmenge nach der Transplantation lässt sich nicht treffen. Diese hängt oft vom Zeitpunkt nach der Operation, der Funktion deiner neuen Niere und deiner Ausscheidung ab. Die genaue Trinkmenge nach der Transplantation legt daher immer dein Transplantationsteam fest. Hast du also Fragen oder bestehen Unsicherheiten, kannst du diese immer mit deinem Ärzteteam besprechen. Oft bewegt sich die vorgegebene Trinkmenge nach der Transplantation - bei normaler Nierenfunktion - zwischen 2 und 3 Litern am Tag.

Welche Rolle spielt meine Ausscheidung?

Damit du auch wieder unbeschränkt trinken darfst, sollte deine Niere natürlich richtig funktionieren. Gerade in der Zeit kurz nach der Transplantation benötigt dein neues Organ allerdings oft etwas Zeit, um richtig an seinem neuen Arbeitsplatz anzukommen. In diesem Zeitraum kann deine Ausscheidung also noch etwas niedrig sein.

Im Zweifelsfall wird deine neue Niere hier kurzfristig durch die Dialyse unterstützt. Also keine Sorge, falls du nach der Transplantation noch einmal an die Dialyse sollst. Das gilt nur dem Schutz deiner neuen Niere. Um die Funktion des Transplantats im Blick zu behalten, werden direkt nach der Operation regelmäßig Laborkontrollen durchgeführt. Die Nierenfunktion spiegelt sich dabei vor allem in der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (=eGFR) und deinem Kreatinin-Wert wider. Deine eGFR gibt an, wie viel Blut deine neue Niere pro Minute reinigt. Das heißt je höher dein eGFR-Wert ist, desto besser funktioniert deine Niere. Um die eGFR zu berechnen, wird u.a. die Menge des Abfallproduktes Kreatinin in deinem Blut, das bei der Energiegewinnung deiner Muskeln entsteht, bestimmt. Je besser deine neue Niere dein Blut von Abfallprodukten reinigt, desto niedriger ist in der Regel auch dein Kreatinin-Wert im Blut.

Neben deinen Laborwerten wird auch deine Ausscheidung überwacht. Dafür fertigt dein Ärzteteam eine sogenannte Bilanz an. In dieser Bilanz wird deine Flüssigkeitsaufnahme, mit deiner Flüssigkeitsausscheidung verglichen. Ist deine Flüssigkeitsaufnahme hoch, sollte natürlich auch deine Ausscheidung über den Urin höher sein und umgekehrt. Nur wenn dieses Wechselspiel funktioniert, ist deine Niere in der Lage, deinen Wasserhaushalt in Balance zu halten. Wie genau die Bilanzierung funktioniert und auf welche Werte du achten solltest, erfährst du auch in den anderen Artikeln der Mizu App.

Was sagt die Wissenschaft?

In zahlreichen Studien wurde bisher die ideale Trinkmenge nach der Transplantation untersucht. Verglichen wurden hier vor allem normale Trinkmengen von etwa 2 Litern pro Tag, mit hohen Trinkmengen von mehr als 3 bis 4 Litern am Tag. Eine Untersuchung dieser Studien zeigte, dass eine sehr hohe Trinkmenge, im Vergleich zur normalen Trinkmenge, keinen weiteren positiven Effekt auf das Überleben und die Funktion deines Transplantats hat.

Daher gelten in vielen Transplantationszentren Vorgaben, die sich zwischen 2 und 3 Litern pro Tag bewegen. Die Vorstellung, dass eine hohe Flüssigkeitszufuhr notwendig ist, um deine neue Niere zu spülen und sie fit zu halten, ist also nur ein Mythos. Wichtig ist nur, dass du nicht zu wenig Flüssigkeit zu dir nimmst und den Zielkorridor beachtest, der dir von deinem Ärzteteam vorgegeben wird.

Welche Vorgaben gelten für gesunde Menschen?

Im Vergleich dazu werden die Trinkmengenempfehlungen für gesunde Menschen meist anhand ihres Körpergewichts berechnet. Zwischen 19 und 50 Jahren wird eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 35 ml/kg Körpergewicht empfohlen. Ab 65 Jahren liegt diese bei 30 ml/kg Körpergewicht und Tag. Das entspricht bei einem 70 kg schweren Erwachsenen einer täglichen Flüssigkeitszufuhr von knapp über 2 Litern. Diese Werte decken sich also relativ gut mit der Mindestgrenze für Transplantierte.

Welche Getränke sind nach der Transplantation geeignet?

Nach der Transplantation gilt der Grundsatz der keimarmen Ernährung. Dies ist notwendig, um deinen Körper - während der Unterdrückung (= Suppression) deines Immunsystems durch deine Medikamente - vor Infektionen zu schützen. Diese Immunsuppression brauchst du, um deine Niere vor einer Abstoßung durch dein eigenes Immunsystem zu schützen.

Das Prinzip der keimarmen Ernährung gilt auch für deine Getränke. Einfache Tipps, die dir dabei helfen können, beinhalten:

• Trinke am besten immer aus deiner eigenen Flasche und aus deinen eigenen Gläsern. Flaschen solltest du nach Anbruch kühl und dunkel lagern.
• Leitungswasser solltest du nur frisch und kühl trinken. Filter oder Wasseraufbereiter (”Sprudler”) solltest du links liegen lassen. Wasser aus Getränkespendern ist eher keine gute Idee, denn wer weiß wie lange es schon dort steht.
• Kaffee und Tee solltest du am besten frisch aufgebrüht oder aus einer regelmäßig gereinigten Maschine trinken. Tee sollte mit kochendem Wasser zubereitet werden.
• Säfte sollten nach Möglichkeit frisch oder selbst gepresst getrunken werden. Wasser ist für deine Gesundheit nach Transplantation besser geeignet als gesüßte Säfte, da du auch ein Auge auf dein Gewicht haben solltest.

Verzichten solltest du in jedem Fall auf Johanniskraut-Tee und Grapefruitsaft. Diese beiden Getränke, können die Wirkung und Ausscheidung deiner Medikamente beeinflussen, die zum Schutz deiner neuen Niere beitragen (v.a. die Immunsuppressiva).

Wie behalte ich meine Trinkmenge im Blick?

Um deine Trinkmenge im Blick zu behalten, kannst du ein sogenanntes Trinktagebuch führen. Dieses gibt es in elektronischer Form oder auch in Form von Apps zum Beispiel auch in der Mizu App. Wichtig ist, dass du weißt, wie viel Flüssigkeit sich ungefähr in den Gläsern und Flaschen befindet, die du zuhause verwendest. So kannst du deine jeweilige Trinkmenge ganz einfach in deinem Tagebuch dokumentieren und diese mit deinem Transplantationsteam teilen.