Kalium und Phosphat sind in deinem Körper unerlässlich und kaum wegzudenken. Umso wichtiger ist es, dass du deinen Körper mit ausreichend Kalium und Phosphat versorgst. Kalium ist ein wichtiger Grundbaustein aller deiner Körperzellen und regelt beispielsweise den Flüssigkeitsgehalt in einer Zelle. Kalium ist in deinen Nerven auch für die Reizweiterleitung, also die Kommunikation in deinem Körper, verantwortlich. Außerdem ist es noch an der Steuerung deiner Muskeln beteiligt. Fast 99% des Kaliums befinden sich in den Körperzellen, nur 1% im Blut.
Phosphat ist gemeinsam mit Kalzium für einen funktionierenden Knochenstoffwechsel verantwortlich. Also einfach gesagt regelt es das Gleichgewicht zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau. So wird sichergestellt, dass deine Knochen fit bleiben. Aber Phosphat ist auch für deinen Energiestoffwechsel und für dein Erbgut im Körper ein wichtiger Baustein.
Kann meine neue Niere Kalium & Phosphat wieder im Gleichgewicht halten?
Während deiner Zeit an der Dialyse waren Kalium und Phosphat die ewigen Plagegeister. Die Regelsetzer, die mit den nervigen Verboten. Gute Nachrichten - das ändert sich nach der Transplantation schrittweise!
Wenn deine neue Niere gut funktioniert, wird über deinen Darm Phosphat aus der Nahrung aufgenommen. Dieser Überschuss wird von deiner transplantierten Niere herausgefiltert und ausgeschieden. Dein Phosphatspiegel bleibt also wieder in Balance. Das gilt auch für dein Kalium. Zwar sollte deine neue Niere mit etwas Anlaufzeit wieder in der Lage sein, deinen Kaliumspiegel im Gleichgewicht zu halten, allerdings kann das nach der Transplantation etwas Zeit in Anspruch nehmen. Besprich also mit deinem behandelnden Ärzteteam regelmäßig und proaktiv, ab wann welche Kreisläufe mit deiner neuen Niere in Ordnung sind.
Es kann übrigens sogar vorkommen, dass deine neue Niere auch zu viel Phosphat oder Kalium aus deinem Blut filtert, was dann mit niedrigen Werten in deinem Blut einhergeht. In diesem Fall spricht man von einer Hypokaliämie oder Hypophosphatämie. Niedrige Phosphatwerte können zur Muskelschwäche führen. In schweren Fällen können bei einem starkem Mangel an Phosphat auch Schwierigkeiten bei der Atmung, eine Herzschwäche oder Krampfanfälle auftreten. Wenn dein Kaliumspiegel andererseits zu niedrig ist, kann sich das manchmal in Muskelschwäche, Krämpfen oder Muskellähmung zeigen. Ein niedriger Kaliumspiegel kann, ähnlich wie ein hoher, auch zu Herzstolpern und Herzrhythmusstörungen führen.
Im Optimalfall führt die Transplantation allerdings wieder zu stabilen Blutwerten für Kalium und Phosphat. Das ist jedoch vor allem kurz nach der Transplantation nicht immer gleich der Fall, weil die neue Niere ein bisschen Anlaufzeit benötigt.
Was sind ungefähre Zielwerte für Kalium & Phosphat bei Transplantierten?
Nach der Transplantation liegt der ungefähre Normalbereich für Kalium im Blutplasma zwischen 3,5 und 5,0 mmoL pro Liter. Deine Phosphatwerte sollten in der Regel zwischen 0,84 - 1,45 mmol/l (bzw. 2,5 - 4,5 mg/dl) liegen. Diese Normalbereiche können übrigens von Labor zu Labor etwas anders sein.
Frag am besten nach, wie er in deinem Zentrum ist. Ab einem Kalium über 5,0 mmoL pro Liter (oder über dem oberen Normalbereich) spricht man von einer Hyperkaliämie. Ab einem Kalium über 5,9 mmoL pro Liter hast du eine moderate bis schwere Hyperkaliämie, die rasch behandelt werden sollte. Werte ab 6,5 mmol pro Liter sind immer eine schwere Hyperkaliämie und sehr gefährlich. Das bleibt auch nach der Transplantation unverändert.
Hier die wichtigsten Richtwerte noch einmal zusammengefasst:
- Zielwert für Phosphat nach der Transplantation: 0,84 - 1,45 mmol/l (bzw. 2,5 - 4,5 mg/dl)
- Zielwert für Kalium nach der Transplantation: 3,5 und 5,0 mmoL/l
Gefahrenzonen für dein Kalium:
- Leichte Hyperkalämie: 5,0 - 5,9
4mmoL/l - Moderate bis schwere Hyperkalämie: 6,0 - 6,4 mmoL/l
- Schwere Hyperkalämie: ≥ 6,5 mmol/L
Spüre ich, dass mein Kalium oder Phosphat zu hoch oder zu niedrig ist?
Arbeitet deine neue Niere nach der Transplantation noch nicht ganz wie erhofft, kann es vorkommen, dass sowohl Phosphat- als auch Kaliumspiegel wieder ansteigen. In diesen Fälle spricht man von einer Hyperkalämie oder Hyperphosphatämie.
Zu viel Phosphat im Körper führt selten unmittelbar zu Symptomen. Der Parameter verändert sich auch nur eher langsam in deinem Blutbild. Mit der Zeit sind die spürbaren Folgen allerdings der Verschluss oder eine Enge deiner Arterien, was zu einer unzureichenden Durchblutung in den betroffenen Körperregionen führt. Auch das Absterben von Haut – sogenannte Nekrosen – kann auftreten. Phosphat ist also kurzfristig oft nicht so wild, kann aber langfristig sehr gefährlich sein.
Ein leichter Kaliumüberschuss kann tückisch sein, denn er verursacht nicht unbedingt Symptome. Manchmal kann er auch Anzeichen wie Kribbeln oder Taubheit der Haut, Durchfall oder Muskelschwäche mit sich bringen. In ernsteren Fällen wird manchmal auch von Muskellähmungen berichtet. Steigt das Kalium in die Höhe, kann das zu sehr gefährlichem Herzstolpern und Herzrhythmusstörungen führen.
Beim Lesen dieses Absatzes wird dir sicherlich klar, wieso Kalium und Phosphat doch tückisch sein können: Da du eine milde Erhöhung deiner Werte oft nicht unbedingt stark und sofort spürst, solltest du auch als Transplantierte/r darauf achten, dass deine Werte im grünen Bereich liegen - auch wenn du dich gut fühlst.
Wieviel Kalium und Phosphat soll ich täglich zu mir nehmen?
Für Nierengesunde enthält eine vollwertige Mischkost einschließlich Getränken ungefähr 4.700 mg Kalium pro Tag. Nach der Transplantation sollte sich deine Kaliumzufuhr nach deinen Laborwerten richten. Während du dich bei normalen Kaliumwerten an den Richtlinien für gesunde Menschen orientieren kannst, empfiehlt man bei einem Kaliumüberschuss oft einen Tagesrichtwert von maximal 3.000 mg, je nachdem wie hoch das Blutkalium ist und in welchem Bereich deine GFR liegt.
Für Nierengesunde empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine Phosphatzufuhr von 700 mg am Tag. Die internationalen nephrologischen Leitlinien (=KDIGO) empfehlen bei Nierenschwäche eine phosphatarme Diät mit Richtwerten zwischen 600 - 1000 mg pro Tag. Du merkst also, dass unabhängig von der Funktion deiner Nieren eine relativ niedrige Obergrenze für deine tägliche Phosphatzufuhr sinnvoll ist. Nach der Transplantation kannst du dich ebenfalls an dem erstgenannten Richtwert für Nierengesunde orientieren.
Für eine genaue Einstellung deines Tagesrichtwerts solltest du auf jeden Fall mit deinem Ärzteteam, deine:r Ernährungsberater:in sprechen. Diese orientieren sich immer an deinen aktuellen Blutwerten und sollten immer in Rücksprache mit deinem betreuenden Ärzteteam festgelegt werden. Meistens musst du nach einer Nierentransplantation nicht mehr auf bestimmte maximale Tagesmengen achten.
Was sollte ich bei Abweichungen meiner Werte tun?
Sollten sich deine Nieren- oder Laborwerte nach der Transplantation ändern, könnten unter Umständen auch Anpassungen deiner Ernährung in Betracht gezogen werden. Dasselbe gilt auch für deine Kalium- und Phosphatzufuhr. Anders als bei der Dialyse ist aber nicht immer eine Einschränkung der Zufuhr für diese beiden Nährstoffe notwendig. Es kann auch sein, dass deine neue Niere zu viel Kalium und Phosphat aus deinem Blut entfernt und du deswegen deine Zufuhr erhöhen solltest. Anpassungen sind also immer individuell und sollten immer mit deinem Ärzteteam besprochen werden.
1. Was tun bei Abweichungen meiner Kalium- und Phosphatwerte?
Egal ob deine Werte zu hoch oder zu niedrig sind, deine Ernährung hilft dir oft dabei, sie wieder in den Griff zu bekommen. Hierzu zählt auf der einen Seite die Auswahl der richtigen Lebensmittel. Kalium und Phosphat kommen in allen Lebensmitteln vor. Es ist bedeutsam, sich als Transplantierte:r damit zu befassen, in welchen Speisen viel und in welchen wenig Kalium und Phosphat enthalten sind.
Neben deiner Ernährung können auch deine Medikamente Einfluss auf deine Kalium- oder Phosphatwerte nehmen. Sollten deine Kalium- oder Phosphatwerte nicht im Zielbereich liegen, lohnt sich immer auch ein Blick auf deine Medikamente. Das übernimmt aber immer dein Ärzteteam.
In Abhängigkeit deiner Kalium- und Phosphatwerte kannst du, in Rücksprache mit deinem Ärzteteam, deine Tagesrichtwerte in Einstellungen der der Mizu-App festsetzen. So kannst du die Lebensmittel in der App besser interpretieren.
2. Was tun bei Abweichungen meiner Nierenfunktionswerte?
Der Knackpunkt für Schwankungen deiner Kalium- oder Phosphatwerte ist fast immer die Funktion deiner neuen Niere. Am wichtigsten ist also, wie immer nach der Transplantation, dass du Acht auf dein neues Organ gibst und die richtigen Verhaltens- und Ernährungsweisen befolgst. Tipps und Tricks dafür findest du in vielen Artikeln in der Mizu App. Vor allem eine Verschlechterung deiner Transplantatfunktion kann eine Einschränkung der Kalium- und Phosphatzufuhr erfordern.
In manchen Fällen kann vor allem direkt nach der Transplantation die Dialyse dabei helfen, deine Laborwerte in Balance zu halten bis die neue Niere voll loslegt. Keine Angst, das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge.